2016AsienSriLanka

Wilpattu – Gedanken zu Camp und Safari

So, solange die sonne noch nicht so erbarmungslos vom himmel sticht, muss ich doch noch ein paar (ganz subjektive) gedanken zu unserem camp hier loswerden. Im laufe der letzten zwei wochen hatten wir ja ganz unterschiedliche unterkünfte, von “normal”, wie wir halt inzwischen normalerweise reisen, also vernünftiges, sauberes zimmer mit toilette, wenn’s geht ventilator, wenn’s toll ist, air condition. AC ist ja in den meisten hotels hier standard, bei den temperaturen ist es auch angebracht. Wir brauchen keinen pomp und schnickschnack im urlaub, klein und fein ist nett. Ab und zu hatten wir in den letzten jahren auch rechte absteigen. Zimmer, wo man besser das licht auslässt, um nicht allzu viel zu sehen und einen eigenen schlafsack, um zumindest unmittelbar nicht mit unerwünschtem in kontakt zu kommen. Meistens hatten wir als ausgleich dafür entweder super tierwelt oder landschaften.
Dieses jahr hat ja shiran fast alle hotels für uns gebucht und so wurden wir immer wieder überrascht, wo wir landeten. Vom elephant corridor zu hier ist natürlich ein krasser unterschied und dabei wurde MIR klar, was MIR eigentlich wichtig ist. Ich brauche keine riesigen zimmer und ein badezimmer, das so gross wie unser jetziges zelt ist. Klar, der kleine privatpool, so gross wie eine badewanne ist schon nett, man kann einfach mal kurz reinliegen und sich erfrischen, aber brauchen? Ne. Und das ganze brimborium mit verschiedenen kellnern und riesigem pool und jeden tag frische handtücher usw. brauche ich auch nicht.

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Hier, im Safaricamp, ist es anders. Und es ist nicht das geld, das eine rolle spielt, hier bezahlt man mindestens genauso viel, wenn nicht mehr, für die möglichkeit, mehr in der natur zu sein, zumindest ansatzweise. Ich weiss, es ist schon ein wenig schizophren, wir hausen in einem zelt irgendwo in der pampa, man hört ausser dem leisen pfffff des ventilators nur vogelgezwitscher, irgendwelche dschungelgeräusche, rascheln im trockenen laub und nachts die firecrackers gegen die allzu nahe gekommenen elefanten aus den umliegenden reisfeldern. Es ist alles ein wenig vorgegaukelt, aber doch faszinierend. Wenn es abendessen gibt, sind die tische auf einem ebenen platz im kreis um ein holzfeuer aufgestellt. Einfache campingstühle, ein holztisch, aber richtige gläser, weisses geschirr und eine kerze im glas in der mitte. Hinter diesem kreis flackern petroleumfackeln, einerseits als licht, vor allem aber, weil die tiere, vor allem schlangen, diesen geruch nicht mögen (ich glaub, ich bin auch ne schlange, ich mag ihn auch nicht). Dann wird das feuer entzündet und das essen serviert.

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Der chef geht von tisch zu tisch und fragt, wie der tag war, was man gemacht und gesehen hat, bilder werden gezeigt, natürlich vorzugsweise von leoparden und die nächsten aktionen werden geplant. Die leute, die servieren, sind total nett und wir hatten gleich zu beginn einen netten joke mit senaca, weil in der superheissen (und das bei 35 grad!!!) suppe nahezu kein salz drin war. Achim bestellte also ein bisschen nach und seither bekommen wir IMMER unaufgefordert salz serviert, egal ob nachtisch oder wein oder tee. Und immer macht er einen witz darüber, ob es denn reicht oder ob er noch was in den nachtisch streuen soll oder…

Der abendhimmel ist voller sterne, weil es keine andere grössere lichtquelle gibt und es ist einfach ruhig. Die gäste hier verhalten sich auch dementsprechend, keiner schreit rum, alle werden in diesen bannkreis gezogen. Ich bin mir durchaus bewusst, dass wir ohne strom, ohne fleissend wasser, ohne moskitonetz und ohne service ganz sicher eine andere einstellung zu diesem naturerlebnis hätten und auch nicht hier wären. Trotzdem fühle ich mich hier viel wohler als im fünf sterne prunk. Und ich finde, sie machen ihre sache gut hier. Sie bieten arbeitsplätze, sie bringen den leuten die natur wieder näher, sie gehen sorgsam mit ihr um, sie versuchen, beidem gerecht zu werden. Einziger kleiner kritikpunkt von meiner seite- sie könnten einen grossen trinkwasserkanister zum selber nachfüllen der wasserflaschen bereit stellen. Mir wird immer ganz schlecht, wenn ich die berge von (auch noch vorwiegend kleinen) wasserflaschen sehe, die hier tag für tag verbraucht werden. In dieser hinsicht sind sie noch ein wenig hintendran. Die safarischiffe in ägypthen und viele unterkünfte in indonesien haben das schon umgesetzt. Aber vielleicht kommt das ja noch.

Ach ja, zu den safaris wollte ich auch noch was lustiges erzählen. Dadurch, dass wir drei nächte hier verbringen, sind wir eine große ausnahme. Die meisten leute übernachten nur eine nacht und gehen auch nur auf eine, maximal zwei safaris. Wenn man also das erste mal losfährt, sagt der guide, wenn man was sieht, soll man am fenster klopfen, er hält dann an. Also los….nach ein paar minuten seh ich ein reh….schnell klopfen….er hält, sagt mir, was es ist….ein barking dear (@ mama: bellendes reh) und weiter gehts. Nach einer weiteren minute….klopf, klopf……ein pfau…er sagt: pfau frau oder pfau mann…..klar kenn ich den unterschied!!! Kurz darauf……klopf, klopf…..ich voller stolz: da! Barking dear….er: ja, ok. Nach ca. 20 pfauen und 15 rehen lass ich natürlich das klopfen, inzwischen bin ich ja ein checkerbunny und klopfe nur noch bei wirklich aufregenden oder unbekannten tieren.
Soweit- so gut. Bei der zweiten safari hält der guide schon gar nicht mehr für so langweiliges getier. Und bei der dritten safari frühmorgens sind wir das zweite auto, das reinfährt und was ist vor uns ? Blutige anfänger!!!!?? haha, halten für jeden pfau und jedes rehlein und jedes wilde huhn, das sie sehen und ich denk mir, ja, so war es bei uns auch mal hihi. wahrscheinlich haben die anderen auch über uns witze gerissen.

Letzte Safari und Nachtwanderung
Endlich mal ausschlafen…….wir haben einen freien vormittag vor uns. Der himmel ist bewölkt, die temperatur angenehm und so verbringen wir den morgen recht gemütlich @ mama: gell, ich soll mich ja auch erholen 🙂 mit blog schreiben und achim geht auf schlangenjagd mit seinem fotoapparat. Schwitzend und ohne erfolg kommt er zurück. Er hat tiefe elefantenabdrücke gesehen und da wurde es ihm ein wenig mulmig und er kehrte um.

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Lieblingsnahrung der Elefanten trotz der Dornen

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Blüten einer Winde am Wegrand

Um halb drei geht es wieder los zur letzten safari hier. Als unser fahrer am eingang die tickets holt, spricht mich ein junger mann mit lockenkopf an und fragt, ob er bei uns im jeep mitfahren könnte. Er ist alleine unterwegs und sein tuktuk fahrer hatte ihm versprochen, ihn irgendwo unterzubringen, was er dann aber doch nicht tat. Seinem englisch nach zu urteilen dachte ich, das ist kein native speaker und es stellte sich heraus, dass er aus St. Gallen kommt und Roman heisst. Unser fahrer war nicht so erfreut, aber dann doch bereit, ihn mitzunehmen. Alles verzögerte sich nochmal um ne viertel stunde und so fuhren wir erst gegen drei in den park. Wahrscheinlich weil es schon so spät war, fuhren wir nicht bis ins zentrum des parks, sondern auf wegen, die wir noch nie gefahren waren, es war echt krass. Durch mordstiefe löcher und riesige hügel trieb der guide seinen armen jeep. Der ächzte und stöhnte und wir mit ihm und ohne das vierganggetriebe wären wir sofort aufgeschmissen gewesen. Wir kamen durch irre landschaften und überall waren bärenspuren zu sehen, aber leider kein bär. Irgendwann standen wir vor unüberwindlichen löchern und gräben und mussten umkehren. Die ganze zeit über begegnete uns niemand und das will ja was heissen. Auch diese ausfahrt brachte nicht mehr viel neues, die letzte station war wieder am grossen see und dort gab es noch am meisten zu sehen. Die wildschweine waren wieder da und viele hirsche und rehe, hornbills, alles andere was flügel hat, aber leider kein leo und kein bär 🙁

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Die zeit rast, es ist schon halb sechs, deshalb beschliessen wir noch am wasserloch von gestern auf den leoparden zu warten. Auf die idee kamen schon andere, es standen schon drei jeeps auf lauerstellung und jeder, der hinter uns ankam, fragte unseren fahrer, was er hier zu sehen gäbe. Der arme musste sicher zehn mal dasselbe erklären, bis er entnervt aufgab und wir den rückzug antraten. Ich wäre auch nicht gekommen an seiner stelle. Naja, wir konnten ihn einmal bewundern, das ist mehr als viele leute hier erlebt haben. Roman wurde netterweise noch an die hauptstrasse gefahren und nahm von dort den bus. Vielleicht treffen wir ihn in Jaffna wieder.

Nach dem abendessen gab es noch eine kleine nachtwanderung. Leider kamen viele leute mit, sodass achim nicht immer gut zeit hatte, zu fotographieren. Es gab eine menge zu sehen: schlafende vögel, schlafende schmetterlinge, wir sollten mutmaßen, wie lange die termiten benötigen, um einen etwa 1 m hohen bau zu erstellen. Die gebote gingen von zwei tagen bis 16 jahre. Richtig war eine woche. Da lag ich mit meinen geschätzten zwei wochen ziemlich nah. Ich bekam auch 100 punkte, als der guide die frage stellte, warum die schlafenden vögel nicht runterfallen…..ist ja klar, oder? Weil nur ihr halbes gehirn schläft, ähnlich wie bei den delfinen. Und dann sollten wir ganz nah zu ihm kommen, die lampen ausmachen, die augen schliessen und zählen, wieviele geräusche wir hören konnten. Grillenzirpen, das magengrummeln meines nachbarns, blätter rascheln, die kanonenschlägen wegen der elefanten usw. Man hört ganz schön viel, wenn man nichts sieht. Dann meinte er, ok, macht die augen an und die lampen auf…äähhh nee, andersrum….und sagte zu mir: so madame, über ihnen ist eine schlange. Boah, dann gings los. Die etwas ängstlichen damen in der gruppe fingen an zu quietschen und ohhh und aaaahhh rufe und abstand nehmen folgte. Es war eine kleine braune baumschlange, nicht giftig, mit einer hübschen schnauze, die anscheinend als air bag dient, wenn sie zu schnell unterwegs ist. Es folgten noch mehrere schlangen, achim war ganz happy und konnte trotz der vielen leute noch ein paar gute fotos schiessen.

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Brown Winesnake
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Schlafender Green Gardenlizard
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Brown backed Treesnake

Überall auf dem weg waren die tiefen elefantenabdrücke zu sehen, sie kommen also ziemlich nah an das camp und das kann ein wirkliches problem darstellen. Der besitzer hat uns erzählt, dass immer jemand in diesen kleinen hütten in den reisfeldern übernachtet, um diese böller abzuschiessen, wenn elefanten versuchen, ins reisfeld zu kommen. Es glückt nicht immer…. Inzwischen war es halb elf geworden, zeit fürs bett 😉

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