19901990-1999AsienThailand

07.12. – 25.12.1990 – Koh Samui

Mangels gutem Schlaf bekomme ich den Sonnenaufgang mit. Nach ca 12 Stunden Bahnfahrt kommen wir an. Wir verfluchen unser vieles Gepäck, marschieren zum Bus, der uns zum Hafen bringt. Dort warten bereits die Nachtboote und ein Schnellboot, das die Ankommenden nach Koh Samui bringen sollten. Julian ist völlig fertig, schläft gleich ein. Nach 20 Minuten sind wir an der Fähre, wieder Gepäck schleppen, wieder reingedrängelt werden. Ich bleibe mit Lucas beim Gepäck, Karin geht mit Julian ins untere Deck. Wir nehmen das Schnellboot, denn im Reiseführer steht, dass mit den Nachtbooten schwere Unfälle passiert sind. Weil auch die Crew eingeschlafen war, gab es nächtliche Zusammenstöße der Boote. Viele Urlauber sind dabei ertrunken. Auf dem Quai und auch im Boot zeigen Schlepper Bilder von Hotels und Bungalows und wollen Touristen in ihre Unterkünfte locken. Wir wehren sie während der 3,5 Stunden dauernden Überfahrt ab, als wir aber nach der Überfahrt merken, dass uns niemand mitnimmt, entscheiden wir uns für einen recht neuen Bungalow, der aber etwas abseits der Hauptstrände liegt und 400 Baht (ca 13 DM) kostet. Hauptsache erst einmal eine Bleibe haben, später können wir uns ja immer noch umsehen. Wir kommen im Westen der Insel in Nathon an, werden auf einen Pickup verfrachtet und fahren mehr als 1,5 Stunden quer über die Insel. Wir landen im „Marine Resort“ im Osten der Insel. Unser recht neuer Bungalow steht auf Stützen aus Backsteinen. Er wackelt spürbar, wenn man in ihm herumläuft. Das Resort selbst ist noch eine grosse Baustelle. Wir beschliessen uns am nächsten Tag umzusehen, ob wir etwas besseres finden.

Die Pickups sind das normale Beförderungsmittel. Man winkt, wenn einer vorbefährt, der Wagen hält an und man bezahlt die gefahrene Strecke wenn man wieder aussteigt.

Am nächsten Tag finden wir einen Bungalow im „Samui Cabana Resort“, der uns wesentlich besser zusagt und direkt am Chaweng Beach liegt. In dem Resort wachsen überall tolle Pflanzen, gerade so im sandigen Untergrund und wir sehen zum ersten Mal Papayabäume mit Früchten dran. Allerdings kostet dieser Bungalow 100 Baht mehr. In diesem Resort bleiben wir bis zur Abreise.

Julian hatte kurz vor unserer Abreise Gehen gelernt. Er ist jetzt ständig am Üben und geht oder krabbelt überall rum. Im Resort gibt es ein chinesisches Restaurant, in dem wir immer Frühstücken und Abendessen. Während des Frühstücks zieht sich Julian manchmal unbemerkt zurück und macht sein Geschäft auf den Fussboden innerhalb des Restaurants. Der Besitzer kommt dann, sagt uns Bescheid, dass ein kleines Unglück passiert ist, ist aber keineswegs sauer auf uns. Wir putzen dann alles schnell beiseite und die Sache ist erledigt.

Wir hatten ja bereits im Oktober ein Paket Pampers nach Koh Samui geschickt. Kurz nach der Ankunft machen wir uns auf den Weg zu dem Pub, der sich jedoch als Puff herausstellt. Als wir mit unseren Kindern eintreten, schauen uns alle recht komisch an. Die „Damen“ freuen sich aber über die Kinder und wir kommen schnell ins Gespräch. Zu unserem Bedauern ist jedoch heute und auch in den folgenden Wochen kein Paket für uns angekommen. In der Bar des Resorts gibt es auch Eisbecher. Wir spendieren unseren Kindern einen Becher. In der Nacht müssen sich Beide erbrechen.

Neben dem Restaurant fristet ein kleiner Affe ein ziemlich schlechtes Dasein. Er ist auf einem Mangrovenbaum mit wenig Bewegungsfreiheit angekettet. Als die Kinder ihn entdecken, wird er zur Attraktion. Der Chinese füttert ihn. Die Gäste des Restaurant beobachten Strand-Spaziergänger, die unter dem Baum durchgehen. Der Affe springt ihnen dann oft von oben auf den Kopf oder auf die Schulter. Die Leute bekommen regelmäßig einen Schock fürs Leben.

Julian schläft mit uns im Doppelbett. Für Lucas haben wir eine kleine Matratze auf den Boden des Bungalows gelegt. Er schläft dort auf seinem Schlaffell, mit einem Bettlaken zugedeckt. Am zweiten Morgen meint er, dass er das Gefühl habe, dass irgendetwas nachts über ihn hinweg krabbelt. Wir beobachten dann, dass tatsächlich grosse Kakerlaken nachts über den Boden krabbeln und natürlich auch über den armen Lucas. Ab jetzt schlafen wir zu viert in dem Doppelbett. Das geht nur, wenn ich mich umgekehrt ins Bett lege – Füsse in Richtung von Karin’s Kopf.

Eines Morgens gehen Karin und die Kinder zum Strand, während ich noch die Toilette besuche. Leider höre ich nicht, dass Lucas die Türe zum Bad von außen verriegelt. Als ich also das Bad verlassen möchte, stelle ich fest, dass ich nicht rauskomme. Ich höre die Putzfrau im NAchbarbungalow, aber mein Rufen verschreckt die gute Frau so, dass sie flüchtet. Es dauert mehr als eine Stunde bis Karin nachschaut, warum ich nicht komme.

Am Strand gibt es eine Dusche mit Süsswasser, die unsere Kinder regelmäßig nutzen. Es macht ihnen unglaublich viel Spass bei der Hitze unter den dünnen Wasserstrahl zu stehen und sich abzukühlen. Das Wasser im Meer ist wegen des Sandstrands sehr trübe und zudem sehr warm, keine wirkliche Abkühlung. Wir gehen daher eher kurz im Meer baden.

Julian muss oft ohne Windel rumlaufen, da sich sein Hintern in der feuchten Hitze der Pampers stark entzündet. Er entwickelt einen derart roten Hintern, dass die Verkäuferinnen am Strand anhalten und ihn bedauern. Er selbst ist aber guter Dinge, es scheint ihn nicht gross zu stören. Wir sind jedoch beunruhigt und suchen einen deutschen Arzt auf, den wir ein paar Tage zuvor kennengelernt hatten. Er war vom König für seine Mitarbeit in einem Projekt geehrt worden, das Leprakranken hilft und verbringt noch ein paar Tage Urlaub am Strand. Ohne die Windel geht die Entzündung rasch weg.

Kurz nachdem wir in unseren Bungalow eingezogen sind, wohnt eine japanische Familie für ein paar Tage neben uns. Ihr Sohn hat einen sprechenden Plastikroboter, der stark belästigende Geräusche von sich gibt – Lucas ist davon begeistert.

Wir verbringen die Tage mit ausgiebigem Frühstück, am Strand rumliegen, mal ins Meer gehen. Julian macht seinen Mittagsschlaf, dann essen wir eine Kleinigkeit, machmal machen wir gegen Abend, wenn die Hitze etwas nachlässt einen Strandspaziergang. Bei einem solchen Spaziergang sehen wir einen Thai, der mit bloßen Händen und Füssen die Kokospalme hochklettert. Er entfernt reife Kokosnüsse, die manchmal mit einem lauten Knall auf die Dächer der Bungalows fallen. Sie sind die größte Gefahr hier, denn wenn jemand von so einer Nuss getroffen wird, hat das üble Folgen. Unsere Kinder beobachten ihn natürlich und als er wieder unten ist, öffnet er eine Nuss und die Kinder dürfen mit einem Strohhalm die Milch kosten. Julian probiert ein paar Mal ohne Erfolg, aber plötzlich strahlt er und hat begriffen, wie man mit dem Stohhalm trinkt. Kurz vor Weihnachten habe ich Geburtstag und bekomme einen elektronischen Notizblock und Adressenspeicher. Und wir lernen Esther und Hans aus der Schweiz kennen, die mit ihrer Tochter Bianca 3 Monate in Thailand unterwegs sein wollen.

Wegen der Kinder ist es etwas schwierig essen zu gehen. Um 17 Uhr ist es noch zu heiss und später wird es für die Kinder zu spät. Sie beginnen dann zu quengeln und Blödsinn zu machen. Trotzdem beschliessen wir eines Abends in ein nahegelegenes Restaurant zu gehen. Wir essen Reis mit Ananas und Cashewnüssen, der in einer halbierten Ananasfrucht serviert wird und sehr mild gewürzt ist. Wir geniessen dieses Gericht und nehmen uns vor, es zu Hause nachzukochen. Überhaupt haben die Kinder Pech mit dem Essen – Spaghettis sind beim Chinesen am ersten Tag perfekt, aber am nächsten Tag sind sie so scharf gewürzt, dass die Kinder sie nicht essen können.

An einem Tag mieten wir ein Moped und machen, alle 4 auf dem einen Moped, eine Rundfahrt. Linksverkehr ist eine Herausforderung und tatsächlich kommt uns auf einer Landstrasse ein anderes Moped links entgegen. Als wir uns ansehen, bemerken wir beide, dass wir auf der falschen Seite fahren und kreuzen schnell die Fahrbahnen. Anfang Dezember ist der Monsun noch nicht vollständig vorbei. Auf unserer Fahrt kommen wir in einen solchen tropischen Monsunregen und müssen uns unterstellen. Es regnet nicht, sondern der Himmel hat alle Schleusen geöffnet. Thai-Kinder springen in die Regenpfützen und freuen sich. Wir hingegen stehen durchnässt unter einem Dach und hoffen, dass es bald aufhört. Ziel unserer Fahrt ist der Namung Wasserfall, der ca 20 km vom Chaweng Beach entfernt im Inneren der Insel liegt. Im ausgewaschenem Becken des Wasserfalls können wir uns erfrischen. Unterwegs sehen wir unseren ersten Elefanten und kaufen unbekannte Früchte, Ramutan (schmecken wie Litschis) und die Stinkfrucht Durian, die Thais sehr gerne essen. Wir hingegen haben Mühe überhaupt hineinzubeissen, der Geruch ist wirklich streng.

Eines Nachmittags beschliessen wir einen Ausflug zu machen und mit dem Bus nach Nathon zu fahren. Wir kommen relativ spät an und beschliessen erst Mal etwas essen zu gehen. Unweit der Bushaltestelle finden wir eine Garküche. Wir dürfen in die Töpfe schauen und ich nehme eine Suppe in der grüne Bohnen schwimmen. Als ich den erste Löffel in den Mund schiebe, bekomme ich keine Luft mehr. Der Sud ist höllisch scharf – die Bohnen entpuppen sich als grüne Chillis. Nach Luft schnappend läuft ein Tropfen Suppe an meinem Kinn hinunter und hinterläßt eine rote Spur auf der Haut. Es dauert Minuten, bis ich wieder sprechen kann. Zum Glück haben die Kinder und Karin etwas mildes zu essen bekommen. Als wir fertig sind, fragen wir, wann der nächste Bus zurückfährt. Man erklärt uns, dass es an diesem Tag kein Bus mehr zum Chaweng Beach gibt. Alle Taxifahrer, die wir fragen, lehnen es ab uns zu fahren. Schliesslich bietet uns ein Pickupfahrer an, uns für 100 US$ zurück zum Resort zu bringen. Uns bleibt nichts anderes übrigen und so setzen wir uns auf die Pritsche, bekommen noch eine Decke und ab geht die Fahrt durch die Nacht. Es dauert endlos lange, bis wir ankommen. Auch dieser Thai hätte uns problemlos irgendwo rauswerfen können, aber unsere Sorgen waren unberechtigt. Angesichts der langen Fahrt akzeptieren wir den Preis und sind glücklich wieder zurück am Resort zu sein.

Nach meinem Geburtstag feiern wir Weihnachten. Im Resort ist seltsamerweise alles weihnachtlich geschmückt und es wird sogar ein Weihnachtsmenu angeboten. Bei der Hitze und angesichts der Tatsache, dass Julian abends früh ins Bett geht, verzichten wir darauf. Überall blinken jetzt Lichterketten, um weihnachtliche Stimmung zu produzieren. Wir lassen uns anstecken und schmücken den Stiel einer Kokosnuss, die am Strand angespült wurde, mit einer bunten blinkenden Lichterkette. Unsere Kinder sind begeistert und freuen sich über kleine Geschenke, die wir vor Ort gekauft haben.

Nachdem Karin und Esther sich einen freien Abend gegönnt haben, wollen Hans und ich auch Mal auf ein Bier zu einer Disko fahren. An der Hauptstrasse ist ziemlich viel los, rechts und links der Strasse sind unendlich viele Stände und Bars. Irgendwo steigen wir aus und wollen erst unseren Hunger stillen. An einem Stand gibt es Fleischbällchen, die sehr lecker aussehen. Als wir bestellen wollen, hindern uns ein paar Israelis, die behaupten, die Bällchen wären aus Rattenfleisch. Wir sollten sie bloss nicht essen. Lassen wir dann und daher wirkt der Alkohol drastisch. Hans ist nach 2 Drinks recht angeheitert. Als wir mit dem Pickup zurückfahren, turnt er auf der Ladefläche herum, bis ich ihm recht deutlich sage, dass ich keine Lust hätte, ihn von der Strasse zu kratzen. Erst ist er beleidigt, akzeptiert dann aber und verhält sich ruhig.

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