1980-19891981EuropaFrankreich

09. – 14. Juli 1981 – Frankreich zu zweit

09. Juli 1981 – Juhuu, um 6:45 Uhr klingelte der Wecker, heute war Urlaubshektik-Abreisetag. Ich brauchte natürlich wieder ne Viertelstunde, bis ich die Augen aufkriegte. Blumen und restliches Zeug einpacken und um 8:10 Uhr kamen wir endlich weg. Um 8:30 Uhr wollten wir in Altburg bei Karins Mutter sein, jetzt wird’s eben 10:15 Uhr. Sie und ihr Hund Susi warteten schon und wir frühstückten gemütlich auf dem Balkon. Achim und ich duschten noch ein letztes Mal, der Kühlschrank bekam noch was rein und der Kanister wurde vollgefüllt. Wir lachten uns halb tot, als wir Karins Mutter und Susi unsere Dusche vorführten. Wir fuhren los nach Herrenberg, kauften noch Filme, den Stern und ein Fahrradschloss – on the road again. Wir fuhren so ziemlich den ganzen Tag, machten unterwegs mal gemütlich Rast im Bus, wechselten uns mit Fahren ab. In der Schweiz kauftee ich ein Pfund Kirschen für zwei Schweizer Franken, Spucke lustig durchs Fenster, um 19:30 Uhr sind wir in Annecy an der Brücke. Hier nahm Karin den ersten Kaffee für 1,70 CHF ein. Sauteuer, für Spaghetti verlangten sie 15 DM. Das letzte Mal, als wir hier waren, war es Winter. Es ist Halbmond. Wir gingen noch zusammen über die Brücke von Annecy und schätzten die Tiefe der Schlucht. Wir versuchten die Tiefe der Schlucht abzuschätzen, machten die Probe aufs Exempel und warfen ein zwei Pfennig Stück runter. 10 Sekunden brauchte es bis zum Aufprall mit etwas Umweg, danach wäre die Schlucht 500 m tief. Auf einem Schild stand, dass es genau 149 m sind. Wir fuhren durch Annecy und suchten ewig nach einem Schlafplatz. Ein jenseits Gewitter zog auf, der Himmel war total schwarz und es blitzte überall. Tolle Stimmung, in der Gegend um Aix-les-bains gab es noch schöne Häuser mit Erkern und Turmzimmer. Kurz vor Chambery fanden wir endlich einen Feldweg, den wir reinfahren konnten. Als wir ausstiegen, überfielen uns sofort eine Horde Schnaken. Ich musste mir meine dreckigen Autoreparier-anderAmpel-ausgeh-Auto-Finger waschen, aber das Kabel für die Dusche war durchgeschmort. Karin musste den Kanister holen, sehr zur Freude der Schnaken.

Dann kochten wir „mexikanischen Bohnenmatsch“, befestigten die Moskitonetze, und erschlugen mit dem Muggenbatscher die Schnacken, die schon im Auto waren. Gerade hatte es mächtig gedonnert.

10. Juli 1981 – Um 8:00 Uhr morgens aufgewacht. Das war eine Nacht, ewig nicht eingeschlafen, weil zu heiß war. Wir beide träumten, dass jemand die ganze Zeit um den Bus herumschleichen würde. Es hatte uns ganz schön verrückt gemacht, obwohl wir im Bus eigentlich keine Angst hatten. Jetzt um 9:15 Uhr waren keine Schnaken mehr da, ich reparierte das durchgeschmorte Kabel zur Dusche, damit wir Wasser kochen können fürs Frühstück. Zum Frühstück gibt es sogar Peperoni und für jeden zwei Tassen Kaffee mit Dosenmilch. Nach dem Spülen fuhren wir weiter Richtung Grenoble. Grenoble war eine ewig große Stadt, furchtbar langgezogen und hässlich. Dann geht’s weiter durchs Gebirge nach Chichilianne, schöner Name, die Landschaft war sehr schön, viele kleine Dörfer. Es war eine sehr kurvige Strecke, nicht sehr viele Autos und so um 13:00 Uhr wurde Karin müde. Wir hielten ungefähr 30 km vor Sisteron an einem kleinen Weg unter einem Baum. Karin schlief ein Stündchen, ich sass vor dem Bus mit Stühlchen und Zeitung. Nach dem Aufwachen pfiffen wir uns einen Joghurt rein, dann ging es weiter. Nach ein paar Kilometern, nehmen wir drei Tramper mit, einen Franzosen und zwei Deutsche, aber die sitzen nur hinten und schwätzen nichts. Nach Gigue liessen wir sie wieder raus. Überall sahen wir jetzt Lavendelfelder und da Karin am Steuer sass, hielten wir sogar manchmal. Karin pflückte ein kleines Sträußchen. Die Gegend wurde immer schöner, immer südlicher. Wir machten noch ein paar Fotos vom Lavendel, die ersten Knoblauch-Verkaufsstände tauchten am Strassenrand auf. So um 16:30 Uhr erreichten wir die Gorges de Verdon, schon von weitem sah man eine schöne Stadt, mitten in die Felsen gebaut. Es ging hinauf durch ganz enge Sträßchen, Karin bekam einen Anfall nach dem Andern, weil auf der einen Seite die Stadtmauer, auf der Anderen die entgegenkommenden Autos waren. Die Stadt war voll von Touristen und Schrottläden. Wir kauften drei Schweinehälse, Würstchen und ein Baguette und suchten nach dem See. Nach kaum 1 km sahen wir schon Busse und Zelte am Strand. Die Verdon war ein sehr schöner Fluss, ganz blaugrün, sah sehr kalt aus, war es aber nicht. Wir fanden ein schönes Plätzchen, packten den Grill aus und brutzelten. Danach spielen wir Letra-Mix. Irgendwann beschlossen wir, auf Kneipensuche zu gehen, fanden auch eine direkt an der Straße und tranken einen recht sauren Vino.

12. Juli 1981– Gestern hatten wir fast den ganzen Tag an der Verdon verbracht. Wir waren mit den Luftmatratzen den Fluss rauf gepaddelt und hatten eine Höhle inspiziert. Den Rückweg schafften wir wegen Gegenwind kaum noch und waren total kaputt und durchgefroren. So gegen 14 Uhr packten wir zusammen, tankten im Dorf und fuhren dann weiter Richtung Toulon. Unterwegs waren wir noch Pfirsiche und Tomaten einkaufen. Wir wollten nach Hyères fahren, weil ich dort schon mal war. Am Hafen in Toulon war irre was los, hat uns gut gefallen. Wir aßen dann in einer Kneipe Paella und Brochette. Dann suchten wir wie immer ewig nach einem Schlafplatz. gesucht. 20 km ausserhalb von Toulon fuhren wir einen Berg rauf, als es plötzlich krachte. Der Motor drehte nicht mehr mit. Warnblinkanlage, sauenge Strasse, alle Autos schauten. Wir wussten nicht, was passiert war. Aber klar war, dass es diesmal nicht mit einer neuen Benzinpumpe getan ist. Ein Auto, dass uns überholt hatte, kam zurück und fragte was los ist. Es war ein Pärchen, unheimlich nett. Wir suchten nach dem ADAC-Schutzbrief, aber die Franzosen meinten, dass heute nichts mehr laufen würde. Sie halfen uns den Bus in die Einfahrt eines kleinen Sportstadions zu schieben, den Schlüssel zum Eingangstor hatten sie dabei. Wir könnten dort übernachten, sagten sie. Unsere Stimmung war auf dem Nullpunkt. Was tun ? Einen Austauschmotor kommen lassen? Heute war Sonntag, am Montag ist Brückentag und am Dienstag der 14. Juli, Nationalfeiertag in Frankreich. Also würde eine Reparatur frühestens am Mittwoch losgehen. Wohin bis dahin? Wir hatten ja alles im Bus und waren total auf ihn angewiesen. Und ein Austauschmotor wird bestimmt so 1500 DM kosten. Wer soll das bezahlen? Sollte das unser Traumurlaub gewesen sein? Wir standen um 7:30 Uhr auf, wuschen uns, so um neun wollen die Franzosen vorbeikommen und uns zu einem Telefon bringen. Ich versuchte, den Anlasser abzubauen und Karin machte sogar ein Foto von mir, trotz allem. Um 9:30 Uhr kam der Franzose, wir versuchten nochmal, ob der Motor vielleicht doch noch anspringt – erfolglos. Dann brachte mich der Franzose zum Telefonieren. Karin wartete im Bus, aber nicht mal 5 Minuten später kamen wir mit 2 Autos zurück. Wir hatten einen Bekannten des Franzosen getroffen, der etwas von Autos verstehen würde. Beide sind unheimlich nett, boten uns Pfirsiche und Aprikosen an. Nachdem alle Versuche, den Bus in Gang zu bringen, erfolglos waren, fuhr ich doch noch zum Telefonieren mit. Ich rief beim ADAC in Paris an, bekam aber keine Verbindung und rief dann in München an. Das klappte und der ADAC organisierte einen Abschleppdienst. Wir packten unser Geld und den Foto und fuhren gemeinsam zu dem Haus der Franzosen. Dort hatte inzwischen schon das Abschleppunternehmen angerufen und mitgeteilt, dass gleich ein Wagen kommen würde. Karin blieb im Haus und bekam Kaffee und Kuchen. Da Karin nur wenig französisch sprach, erfolgte die Konversation auf Englisch. Die Tochter hiess Karine. Die Reparatur wird ganz schön viel kosten, falls es überhaupt eine gibt. Wahrscheinlich sitzen wir hier noch die ganze Woche fest. Die Französin hatte Karin angeboten, dass wir bei ihnen wohnen könnten, bis der Bus repariert wäre oder wir heimfahren würden. Der Bus wurde in eine Werkstatt mitgenommen und in der Werkstatt wurde sogar am Brückentag gearbeitet. Sie hätten vielleicht sogar ein gebrauchten Motor. Bei den Franzosen gab es Sandwiches im Garten, dann zeigten sie uns ihren ganzen Garten. Überall wuchsen Kräuter, Minze und Thymian usw. Wir verständigten uns dreisprachig. Schliesslich fuhren wir zusammen an einen Strand, fuhren am Bus vorbei und holten ein paar Klamotten. Bis jetzt ist noch alles da. Der Araber hatte meine Turn- und Badehose mit ins Büro genommen, damit sie nicht geklaut wird, meinte er – komisch. Wir fuhren oder besser rasten – Pierre fuhr wie ein wie ein Henker – zum Strand, parkten oben und liefen etwa 1 km runter. Sehr schöne Bucht, nicht zu viele Leute, Felsen, Muscheln, Sonne. Pierre zeigte uns, dass man die Seepest-Käppchen von den Felsen ablösen und roh essen kann. Er hielt auch ständig nach den schönsten Busen Ausschau, konnte sich aber nicht so richtig entscheiden. So gegen 18 Uhr fuhren wir zurück. Wir duschten uns das Salz weg. Pierre’s Vater warf den Grillen an und wir warteten auf Gäste, die um 20:30 Uhr kamen, eine Deutsche aus Ludwigshafen. Es gab Fischsuppe, schmeckte super und Steaks, Knoblauchbrote, Wein, Käse, Joghurt und Nachtisch. Wir waren mächtig voll und der Knoblauch machte uns zu schaffen. Wir unterhielten uns mit der Deutschen über Frankreich und die Franzosen. Sie lebte jetzt zwölf Jahre in Frankreich und genoß es sichtlich. Kein Stress, keine Eile, nicht so wie in D. Um 00:30 Uhr packte es Karin nicht mehr und wir gingen ins Bett. Irgendwann wachten wir auf, weil überall Moskitos rumschwirrten.

13. Juli 1981 – Um 7:45 Uhr standen wir auf und frühstückten in der Küche. Dann fuhren wir erst mal zur Werkstatt. Dort waren allerdings weder ein Monteur noch der Chef. Der Bus stand da, als ob alles okay wäre. So gegen neun kam der Chef, ein komischer Typ. Er wollte das Auto so um 11:00 Uhr anschauen und uns dann näheres mitteilen. Wir fuhren also wieder zurück. Dort angekommen stieg Mireille, Pierre’s Frau, mit einer großen Tasche zu und wir fuhren auf den Markt. Ich verständigte meine Eltern. Da wir Karins Mutter nicht erreichen konnten, sollten meine Eltern bei ihr anrufen, aber nichts von dem kaputten Motor sagen. Wieder zurück im Haus telefonierten wir wieder mit der Werkstatt, die für den Einbau eines Austauschmotor 5000 Francs wollte. Das war uns zu viel und so stand fest, dass wir heimfahren müssen. Der ADAC teilte uns mit, dass das Auto überführt werden würde, wenn eine Reparatur nicht innerhalb von 3 Tagen erfolgen könnte. Durch das Wochenende und den anschliessenden Feiertag war diese Bedingung erfüllt. Ich füllte die Formulare für den ADAC aus, wir telefonierten nochmals wegen des Rücktransports und wegen der Zugverbindung. Vom ADAC bekam jeder von uns 250 DM für die Rückreise, ein Flug wäre viel teurer geworden. Dann gibt’s wieder ein 4-5 Gänge Essen. Wir fuhren nochmals nach Toulon, um Zugtickets zu kaufen, aber sie nahmen keine Traveller Checks. Wir reservierten Tickets für den Schlafwagen, da er nicht viel teurer war als eine normale Fahrt. Danach wieder zurück zum Haus, um die Tasche mit Bargeld zu holen. Mireille blieb dort, wir wieder zum Bahnhof. Die Tickets bezahlen, dann zum Bus fahren, mit dem Typ wegen der Abholung durch den ADAC verhandeln. Wir packten zusammen so gut es ging. Die wertvollen Sachen packten wir in den Stauraum, den wir wenigstens mit einem Schloss abschließen konnten, aber wir mussten den Schlüssel abgeben wegen des Zolls. Als alles geregelt war, packten wir unsere Sachen in Pierre’s Auto, fuhren wieder zu ihrem Haus zurück. Sie gaben uns noch jede Menge Kräuter mit und meinten, wir könnten das ja auf dem Markt in Deutschland verkaufen und damit die Reparatur bezahlen. Ihr Vater erzählte mir vom Krieg. Er war zwei Jahre in Berlin. Es sind alles so tolle Leute, dass es uns gerade leid tut, dass wir gehen müssen. Beim Essen erzählten Pierre und Mareille Geschichten, die sie erlebt hatten in Vietnam und Marokko, in Tunesien, Algerien, Niger, sie waren einfach schon überall. Die Zeit verging, so um um 19:00 Uhr packen wir unsere Sachen und fuhren zum Bahnhof. Um 22:00 Uhr kam unser Zug. Wir schleiften viel zu viel Gepäck mit. Abschied, was soll man dazu sagen? Wir werden es wohl nie vergessen! Der Zug fuhr an und wir winkten ein letztes Mal. Wir richteten uns in unsere Kabine ein, köpften eine Flasche Wein und versuchten nichts anderes zu denken, als an die netten Leute, die wir kennengelernt hatten. Karin döste vor sich hin und ich unterhielt mich noch mit einem Franzosen, der nach Salzburg zu seiner Familie fuhr. Irgendwann übermannte mich der Schlaf.

14. Juli 1981 – in der Nacht wachten wir mehrfach auf, da der Zug öfter ruckelte. Wir hatten in Marseille 1 Stunde Aufenthalt und kamen in Straßburg 1.5 Stunden zu spät an. Dort mussten wir umsteigen. Die Abteile in dem neuen Zug waren recht voll und weit weniger bequem. Wir bekamen gerade noch zwei Plätze in einem Abteil, in dem bereits zwei Münchner und zwei Franzosen sassen. Die Fahrt zog sich unendlich hin. Es war ein ganz normaler Eilzug, der in jedem Kaff 10-15 Minuten hielt. Draußen, im Gang rebellierte ein Südamerikaner, sagte Scheißzug. Das nächste Mal würde er mit dem Fahrrad fahren, will sein Geld zurück, der Zug würde mehr stehen als fahren. Wenigstens eine kleine Abwechslung. Endlich mit anderthalb Stunden Verspätung kamen wir am Hauptbahnhof in Stuttgart an. Wir riefen Christel an und sie holte uns ab. Wir fuhren dann zu Christel, aßen, telefonierten und Christel fuhr uns dann weiter nach Bodelshausen. Unser Vermieter glotzte vielleicht blöd, als er uns sah, er konnte es gar nicht fassen. Christel bekam die „Herbes de Provence“ überreicht und wir fuhren noch Einkaufen. Essen, ein bisschen Fernsehgucken, dann fielen wir ins Bett. Unsere Gastgeber in Frankreich waren Pierre Barale, 10, impasse Les Genêts, Les Favières, 83200 Toulon.

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