2023EuropaPolen

23. Juli 2023 – Worcław (dt. Breslau)

Um 11 Uhr fahren wir nochmals zur Jahrhunderthalle, die 1911 – 1913 gebaut wurde. Es gibt dort eine Ausstellung, die den Bau und die Nutzung der Halle zeigt. Ausserdem kann man die Halle von innen besichtigen. Stahlbeton war zu dieser Zeit ein völlig neues Baumaterial. Die Spannweite der Kuppel beträgt 65 m. Die Festhalle faßt 10.000 Menschen. Die Länge des Halleninneren beträgt 95 m, die Höhe des Kuppelbaues 40 m. Die eingebaute Orgel ist mit ihren 15.000 Pfeifen die größte der Welt. Die Halle wurde 1913 eingeweiht, dann einige Zeit als Messehalle genutzt. Leider haben auch die Nazis diese Halle für ihre Zweck missbraucht. Durch den 2. Weltkrieg nur wenig beschädigt, konnte sie schnell restauriert werden und beherbergt heute Konzerte und Sportevents. Papst Johannes Paul II. besuchte Breslau 1997 und hielt in dieser Halle einen Gottesdienst ab. Ein Film zeigt imposante Details der abwechslungsreichen Geschichte dieses Gebäudes. Hinter der Halle ist ein grosser runder Platz mit einer Springbrunnenanlage. Rings um den Platz kann man in eine grün bewachsenen Pergola um den Platz herumlaufen. Die Halle ist seit 2006 UNESCO-Weltkulturerbe.

Hinter dem Areal der Halle gibt es eine japanischen Garten. Da bereits eine lange Menschenschlange für Tickets anstand, haben wir auf eine Besichtigung verzichtet. Man muss erwähnen, dass praktisch alle Besichtigungen von Kirchen oder Museen Eintritt kosten (meist 25 zt = 5,50 €). Oft kann man nur mit einer Führung besichtigen, die dann auf polnisch erfolgt und für uns witzlos ist. Daher verzichten wir weitestgehend auf Besuche der Gebäude. Ausserdem reicht die Zeit einfach nicht, um das alles zu besichtigen und die Erklärungen, wer wann wieso ein Gebäude errichtet hat, könnten wir uns weder merken, noch geschichtlich einordnen selbst wenn die Erklärungen auf deutsch wären. Wir fahren weiter und fahren auf schönen Radwegen durch Parks und an der Oder entlang, um den Stadtteil Nadodrze zu besichtigen, der als Zentrum von Kunst und Kultur in Breslau beschrieben wird. Wir sind zwar dort, können aber nicht erkennen, dass hier irgendwas besonderes sein soll. Also weiter zu einer Strasse, die als Filmkulisse dient. Die Miernica-Strasse liegt natürlich in einem anderen Stadtviertel, also 3 km quer durch die Stadt. Die Häuser dieser Strasse sind einheitlich nicht renoviert und man kann sich vorstellen, dass hier Filme gedreht werden, die Polen zwischen 1900 und 1970 als Kulisse brauchen.

Die politische Oppositionsbewegung „Orange Alternative“ hatte in den 1980er Jahren mit spontanen Aktionen (zum Beispiel Demonstrationen im Zwergenkostüm) Kritik am kommunistischen Regime in Polen geübt und einen gusseisernen Zwerg (Papa Zwerg) in der Breslauer Altstadt aufgestellt. Seit 2004 der Künstler Tomasz Moczek beauftragt wurde, zwölf Zwerge zu fertigen, gibt es die Figuren in verschiedenen Varianten in der ganzen Stadt. Anfang 2009 gab es bereits 95 Exemplare, im August 2014 wurde der 300. Zwerg in Breslau aufgestellt, im August 2018 waren es bereits über 600 Zwerge. Die Figuren werden aus Bronze gegossen und haben eine Größe von rund 30 cm.

Danach fällt uns auf, dass es schon fast 14 Uhr ist, ein leichtes Hungergefühl stellt sich ein und wir fahren ins Zentrum, um in einem Etno Café Tonicpresso zu trinken und Kuchen und ein grriechisches Chiabatta (welch ein Widerspruch in sich) zu essen. Während des Aufenthalts beschliessen wir ein 360°-Panorama zu besichtigen, aber es gibt wieder nur Führungen und die nächste Stunde ist ausgebucht. Unverrichteter Dinge fahren wir weiter zur Sandinsel. Der Name Sandinsel kommt weniger wegen des sandigen Grundes, sondern ist abgeleitet von der darauf befindlichen Kirche „Unserer lieben Frau auf dem Sande“. Unterwegs kommen wir am „Museum der Illusionen“ vorbei und beschliessen es anzuschauen.

Aus dem Museum sehen wir, dass auf einem 5-stöckigen Gebäude auf der Sandinsel eine Rooftop-Bar ist, deren Innenwände bepflanzt sind, während die Aussenwände verglast sind. Spontan wie wir nun mal sind, fahren wir direkt hin und trinken bei schöner Aussicht ein Bier und eine Rabarber-Limonade. Von oben gelingen auch noch ein paar besondere Einblicke. Auf der Insel sind viele Leute unterwegs. Manche gehen ins Wasser, dass jedoch nur knöcheltief ist. Nebenan verläuft ein Kanal auf dem Motorboote verkehren – wegen der vielen Kanäle wird Breslau auch „Venedig des Ostens“ genannt. An der Oder sind an vielen Stellen Podeste ins Wasser hinaus gebaut, auf denen sich immer eine Bar befindet. Liegestühle stehen parat, um sich das Getränk gemütlich einzuverleiben. In Polen ist Alkohol trinken in der Öffentlichkeit (ausser in Bars und Restaurants) verboten, wer erwischt wird, bezahlt 25 € Strafe.

Zurück aufs „Festland“ sehen wir noch eine sonderbare Konstruktion, die wir unbedingt besichtigen müssen. Dann geht es zurück zum Camp. Das Wetter hat sich verschlechtert, es wurde zwar wesentlich wärmer, aber jetzt um 20.30 Uhr fängt es kurz an zu regnen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.