25. August 2009 – Ankunft in Ranomafana
Naja, mit gemütlich ausschlafen ist nix in Madagaskar. Spätestens um sechs Uhr morgens wecken einen diverse Göckel, die sich lautstark mitteilen wollen oder die kleinen Söhne der Mütter, die jetzt endlich die Touristen mit Schals eindecken wollen. Um kurz nach acht treten wir in die Sonne, die sich mittlerweile auch wieder zeigt. Kaum sind wir auf der Straße, sind wir auch schon umzingelt von mittlerweile mindestens sieben Frauen, die alle was verkaufen wollen. Aber wir halten Wort und kaufen zwei von ihnen je einen Schal ab, obwohl ich die Farben nicht so prickelnd finde. Auch Lara wird Opfer dieser Meute, die um das Hotel herum sitzen und nur warten bis sich ein Tourist blicken lässt.
Dann gibt es Frühstück, Lara und Nick kommen auch und wir besprechen, dass wir beide zur Bank müssen und dann vielleicht noch einen Rundgang durch die Stadt machen wollen. Eventuell wollen wir auch den berühmten Käse bei den Benediktiner-Nonnen testen. In der Stadt erwartet uns das ganz normale Chaos und wir machen einige Fotos.
Gesagt getan, eine Bank ist schnell gefunden, Lara stellt sich als Zehnte in der Schlange an, sie hat nur Travellerschecks. Wir versuchen etwas mit der Visa-Karte zu bekommen. Wieder gibt uns der Automat nur 200.000 Ariary (etwa 50 Euro) und das auch nur einmal. Also weiter zur nächsten Bank, das gleiche Spiel, wieder nur 200.000 Ariary. Das reicht gerade mal für 1-2 Tage fürs Hotel, Tanken, Essen, Trinken usw. Also noch eine Chance bei der Banque d’Afrique – da geht dann gar nichts mehr. Achim versucht es drinnen, aber die Angestellten rücken nichts mehr raus. Er droht sogar sich an die Deutsche Botschaft zu wenden, aber der Wächter meinte nur er soll ruhig bleiben, der Direktor würde ein Gespräch mit der Zentrale führen, um uns zu helfen. Nach fast 1 Stunde kommt er und sagt – wir sollen jetzt unser Geld am Automaten holen, jetzt würde es gehen. Warum plötzlich, das konnte er nicht erklären. Also wieder Karre rein und …? – natürlich wieder nichts. Außer Kopfweh (ich) haben wir nichts bekommen. Unverrichteter Dinge und ziemlich wütend gehen wir zurück zu Lara und Nick, die gerade erst aus der Bank kommen. Tja, ohne Geld sind wir ziemlich verratzt. Nick bietet uns 200.000 Ariary an, wir sollten es ihm dann überweisen. Das nehmen wir gerne an.
Nach fast 2 Stunden Rumgedödel für nix kommen wir endlich los. Mit unseren Vlies-Pullovern sind wir jetzt gut bedient auf dem Motorrad, denn wir fahren immer höher in die Berge rein. Die Landschaft ist irre, immer wieder halten wir an zum Fotografieren.
Einmal kommen mindestens zehn Herden Zebus mit jeweils 20-40 Tieren die Straße entlang. Ich steige ab und mach Bilder von den Bikern mitten drin. Lara und die Zebus! Man sieht ihr die Anspannung an – kein Wunder nach ihrer Erfahrung!
Nick und Lara halten kurz an, um ein Foto zu machen. Sofort kommt ein Mädchen angerannt und bietet Zucker zum Kauf an.
Irgendwann kommen uns viele Menschen entgegen – wahrscheinlich ein Dorf in der Nähe. Männer, Frauen und Kinder sind in knalligen Farben gekleidet, haben geflochtene Hütchen auf oder tragen einen geflochtenen Korb auf dem Kopf. Manche sind gegen die Kälte in quietschgrün-gelborangene Tüchern gewickelt. Einfach gorgeous.
Dann kommt die Abzweigung zum Nationalpark Ranomafana. Etwa 30 km Weg noch, aber oh Schande – keine geteerte Straße, sondern Piste mit vielen, vielen, vielen Schlaglöchern. Mit jedem Buckel und anschließendem Absturz ins Loch explodierte meinem Kopf mehr. Und mein Knie juchzte auch in den höchsten Tönen. Achim meinte nur: Aussitzen, Rücken weich, Augen zu und durch oder notfalls drüber. Die Maschine wäre genau für solche Pisten gemacht. Wir liessen Lara und Nick hinter uns, versprachen einen Bungalow zu reservieren und dann jagte Achim mit 40-60 Sachen los. Ich ergab mich meinem Schicksal, wieder mal!!
Dann begann es auch noch zu regnen (glücklicherweise hatte ich meine warme Regenhose schon angezogen) und fast zeitgleich hörte die Piste plötzlich auf. Wir hatten noch etwa 10 km „normale“ Straße durch dichten Regenwald vor uns. Überall waren die Leute am „Riesen“ abholzen, ich hätte echt heulen können. Wenn man sich vorstellt, dass ganz Madagaskar vor nicht allzu langer Zeit aussah wie dieser Regenwald, und was sie jetzt daraus machen, könnte man echt heulen.
Um 4:30 Uhr, in der Vollpisse, kamen wir endlich an. Theo, ein Guide, empfing uns am Parkeingang und informierte uns über all die Möglichkeiten, die wir hier hätten (natürlich mit ihm). Er empfahl uns das Hotel Manja, also nix wie hin. Ein paar Kilometer weiter sehen wir ganz unterschiedliche Hotels, mit und ohne Bungalows, dann ein Dorf und dann auf der linken Seite das Hotel Manja. Sah nicht so einladend aus, so fuhren wir wieder zurück und landeten im Hotel Centrest, einem etwas eigentümlichen Etablissement, recht teuer (Bungalow 60.000, Zimmer 100.000). Der Bungalow lag ganz am Hang und dessen Bett war eins der härteren Sorte. Wir sagten erst mal zu und tranken heißen Tee bis Lara und Nick eine halbe Stunde später eintrudelten. Sie entschieden sich spontan ein Zimmer zu nehmen und ich malte mir die Nacht auf dem harten Bett aus und das mit Kopfweh. Nach kurzem Bettentest bei Lara entscheiden wir uns auch für ein Zimmer, was sich als sehr weiser Entschluss herausstellen sollte. Ich legte mich ins Bett, fühlte mich ziemlich beschissen. Die Tabletten verursachten Übelkeit und das Kopfweh ging nicht weg. Achim weckt mich um sieben, freudestrahlend sagt er, er hätte schon Abendessen für mich besorgt, upps. Ich wollte eigentlich nur im Bett bleiben und warten bis alles vorüber ist, aber es war ja unser letzter Abend mit Lara und Nick. Morgen würden Sie Richtung Tulear weiterfahren – schade – hatte mich schon bissle an sie gewöhnt. Also raffte ich mich auf und schleppte mich kurz vor acht ins Restaurant. Als sie die Suppe brachten, hätte ich fast gekotzt, aß aber tapfer die Hälfte und noch was vom Hähnchen und etwas Gemüse und versucht nebenbei mich auf englisch zu unterhalten. Meine Schule und Unterricht auf Englisch erklären… Naja, bin immer wieder frustriert, wie schlecht ich reden kann. War ich froh, als das Essen rum war, wir uns verabschiedeten und ich endlich ins Bett konnte. Horrornacht: heiß – kalt – Kopfweh – schlecht – alles im Wechsel. Morgens ging’s denn ab auf die Schüssel, erst hinten, denn oben raus und seither ….