2018AsienIndienIndien2018

23. Januar 2018 – Fahrt nach Jodhpur

Heute war oder ist schon wieder ein ereignisreicher Tag, obwohl ich dachte, wir sitzen heute die meiste Zeit im Auto. Nachdem wir aus Bikaner raus sind, fahren wir, bis auf die Ortsdurchfahrten,  auf einer sehr guten kerzengerade Strasse. Nach ca 30 km stoppen wir am Karni Mata Rattentempel in Deshnok. In diesem Tempel leben Tausende Ratten, die von den Besuchern mit mitgebrachten Speisen und Getränken umsorgt werden (nicht von uns).

Karni Mata soll im 14. und 15. Jahrhundert gelebt haben und noch zu Lebzeiten als Heilige verehrt worden sein. Sie wurde die Schutzgöttin der Rajputen, besonders der Fürstenfamilie von Bikaner. Nach einer Legende sei ihr der tote Sohn einer Fürstenfamilie gebracht worden, um ihn wieder zum Leben zu erwecken. Daraufhin habe sie in Trance den Totengott Yama um die Herausgabe des verstorbenen Kindes gebeten. Yama habe jedoch geantwortet, er könne ihr die Seele nicht übereignen, da das Kind schon wiedergeboren sei. Daraufhin habe Karni Mata geschworen, dass niemand ihres Volkes je wieder das Totenreich des Gottes Yama betreten würde, und die verstorbenen Seelen nach ihrem Tod als Ratte wiedergeboren würden. Wenn die verstorbenen Seelen das Leben als Ratte hinter sich hätten, sollten sie als Charans (Barden) wiederauferstehen. In der Kulturgeschichte der Rajputen waren fahrende Sänger schon immer hochangesehene Personen und wurden verehrt.

Wir hatten schon ein wenig darüber gelesen und waren somit voll tierisch eingestellt. Da es sich um einen Tempel handelt, muss man natürlich auch wieder die Schuhe ausziehen. Ist ja sonst nicht weiter schlimm, aber zwischen soooo vielen kleinen Nagern….naja, die Socken konnten wir zumindest anlassen und dann ging’s rein ins tierische Gewusel. Es gab verschiedene Räume mit und ohne Futterstellen, in denen sich überall die Tierchen tummelten. Die Gläubigen konnten sie  in einem Schrein anbeten, in dem in einer Schale ziemlich viele Ratten sassen. Manche der Gläubigen kletterten regelrecht in den Schrein hinein oder hielten ihr Kind soweit hinaus, dass es fast im Schrein steckte. Wer wollte, konnte auch vom Essen und der Milch kosten, die die Ratten schon gefuttert hatten. Anscheinend gab es noch keine Epidemie bis heute, ich wollte trotzdem nichts naschen. Also wenn man Ratten und Mäuse nicht mag, sollte man diesen Tempel meiden. Ratten sind ja auch nicht ganz so hübsch.

Es ist ja gerade Hochzeitsfeier-Fieber und da geht man auch mal in den Rattentempel. Die Braut ist über einen Knoten mit ihrem Mann verbunden. Vielleicht hat sie Angst vor Ratten und würde sonst türmen.

Was man hier verkauft könnt ihr euch sicher denken.

Und das ist nicht für hungrige Menschleins gedacht…

Und am Tempel leben auch tolle Papagaeien. Die sieht man öfters in Rajasthan, machen riesiges Geschrei!

Ein kleiner Junge war immer hell entzückt wegen der Tiere und brach in laute Jauchzer aus, wenn wieder eine in seine Nähe kam. Eine ganze Gruppe Frauen lachte mit uns darüber und so entstand wieder mal ein schönes Gruppenbild mit Damen.

Genug von den Ratten, weiter ging es Richtung Jodhpur. Unterwegs konnten wir einen riesigen Kuhmarkt beobachten. Das war ein krasser Anblick! Hunderte wenn nicht tausende Kühen wurden vorgeführt, begutachtet, wahrscheinlich auch ver-oder gekauft und die urigsten Typen kamen vor Achims Linse.

Gegen halb drei kamen wir im Hotel an. Ist schon ein ziemlicher Rückschritt vom Maharajapalast in ein schnödes Stadthotel. Obwohl wir ein „upgrade“ bekamen, war Achim nicht zufrieden. Sie hatten uns ein Raucherzimmer gegeben und es stank fürchterlich nach altem Rauch. Aber schnell war gewechselt und alles war gut.

Kurz auspacken, umräumen und schon sassen wir in einem Tuktuk und fuhren zum Clock tower. Um diesen herum tobte das Bazarleben. Kaum im Markt wird Karin von einem Jungen angequatscht, der ihr erzählt, dass sie nur bei ihm kaufen soll. Alle anderen Verkäufer hier seien Mitglieder der Touristenmafia. Ich war inzwischen etwas weitergegenage und wurde ebenfalls von einem älteren Mann angesprochen. Er hat mir erzählt, dass ich bloss auf Karin aufpassen soll, denn der Mann mit dem sie gerade spricht, gehöre zur Touristenmafia. Der nächste erzählt Karin wiederum, dass die beiden mit denen wir gesprochen haben, seine schlimmsten Feinde seien, sie gehören zur Touristenmafia. Also haben wir uns um niemanden mehr gekümmert und sind einfach rein, wo wir wollten und haben gehandelt, wie wir wollten.

Die stoffliebenden Frauen werden nachvollziehen können, welche Höllenqualen mir das bereitet, dass ich nicht drei Koffer voller Stoffe mit nach Hause nehmen kann. Ich sag nur so viel: es wird jetzt schon eng!! In einem Shop sahen wir genau das gleiche Tuch, das wir gestern wegen eines Fehlers nicht gekauft haben, allerdings sollte es fast das Doppelte kosten! Nachdem wir dem Verkäufer verklickert hatten, dass wir dieses in Bikaner um die Hälfte angeboten bekommen haben, kam er schwer in Bedrängnis und schwupps war er auf dem gleichen Preis. Wir haben nochmal widerstanden… Morgen ist ja auch noch ein Tag🤣. Dafür haben wir in einem Laden einen Türgriff gefunden, der fast so aussieht, wie die Türgriffe des Palasts in Alsisar. In einer Seitenstrasse ging Karin dann in einen normalen Stoffladen und fing an zu Handeln. Der Verkäufer zuckte nur mit den Achseln und zeigte auf Schilder im Laden „Hier Festpreise, kein Handeln“. Da dort nur EInheimische im Laden waren, hat sich Karin erst mal eingedeckt.

Wir sind mit Satnam zum Essen verabredet, da ich ihm Thali im Reiseführer gezeigt habe und erwähnt habe, dass wir das gerne probieren wollen. Er holt uns um 19 Uhr ab und wir fahren auf die andere Seite von Jodhpur in ein Restaurant namens Gypsy.

                         

Er lässt uns raus, geht mit ins Restaurant und sagt dann, dass er einen Parkplatz für das Auto suchen wollte, kommt aber innerhalb von 20 Minuten nicht zurück. Wir sitzen da und erzählen jedem, dass wir auf unseren Freund warten wollen. Nach 20 min gehe ich runter und finde Satnam am Eingang. Er wollte nicht mitessen. Die Kellner, jeder mit einem Gebinde mit Sossen und anderen östlichkeiten werden schon ganz nervös, denn wir blockieren den Tisch. Thali ist ein Gericht, bei dem man viele verschiedene Gerichte – Sossen, Chapatis, Gemüse, Pickles, …. auf einem Tablett mit mehreren kleinen Schalen serviert bekommt. Die Anderen essen mit der Hand, aber das gelingt uns (mir) nicht besonders, nehme ich halt den Löffel. Satnam hat ein sehr gutes Restaurant ausgesucht, alles schmeckt vorzüglich. Man kann essen soviel man will und bezahlt dann 349 Rupien am Ausgang an der Kasse.

Leere Schüssel…..

Volle Schüsseln……..

….und alles wieder leer!!!

Zurück am Hotel gehen wir noch schnell auf ein Bier in die Bar nebenan. Als Karin eintritt, merken wir, dass keine Frau anwesend ist. Aber wir ernten nur einen kurzen Blick und bekommen beide das Bier eingeschenkt (250 Rupien).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.