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25. Januar 2018 – Pushkar

Um es kurz zu machen, die Türgriffe aus Messing kamen leider nicht bis 9 Uhr an. Aber wir haben herausgefunden, dass man sie auch im Internet bestellen kann. Sind wegen des Transports etwas teurer, aber wenn man sie unbedingt haben möchte …

Auf der Fahrt nach Pushkar gab es nichts interessantes zu sehen, ausser vielen Schülern, die auf dem Schulhof für den morgigen Nationalfeiertag marschieren üben. Die Wüste Thar, durch die wir die ganze Zeit fahren, ist übrigens keine Sandwüste mit Dünen, sondern eher eine riesige Ebene, in der nur kleine Bäume und Büsche wachsen. Es sind vorwiegend Khejri-Bäume (Prosopis cineraria). Man findet sie sonst nur in ariden Gebieten Saudi-Arabiens und Pakistans. Diese Bäume sind wichtig für die Einheimischen, da man ihre Früchte essen kann, das Holz gut als Feuerholz dient, Blätter von den Ziegen und Kühen (erhöhen die Milchproduktion) gefressen werden und ihre Wurzeln den Sand gut festhalten.
Ab und zu mal passiert eine Kuh die „Schnellstrasse“ und wir wissen jetzt warum kaum Kuhfladen herumliegen. Sie werden von Hand eingesammelt und als Dünger bzw. nach dem Trocknen zum Heizen verwendet. Zufällig werden wir Zeugen, als eine Frau einen grossen Kuhfladen mit den Händen einsammelt.

Wir kamen ziemlich gut voran, an der ganzen Strecke entlang wird gerade eine neue Strasse gebaut. Um die Mittagszeit waren wir schon am Hotel Pushkar Palace. Das Hotel ist hübsch mit einem morbiden Charme. In die Jahre gekommen, sagt man dazu.

Es liegt direkt am Pushkar-See, der ganzjährig Wasser führt. Der See war seit alter Zeit ein wichtiger Rastplatz für Karawanen und eine Viehtränke für Nomaden.

Satnam warnt uns einige Male, wir sollten hier vorsichtig sein. Es wären sehr viele Ausländer hier, vor allem Australier, die sich hier niedergelassen haben, um Drogen zu konsumieren. Er lässt uns am Hotel raus und möchte auch nachmittags nichts mit uns unternehmen, morgen früh würde er uns abholen und wir könnten die Tempel besichtigen gehen. Ok, also dann, Zimmer und Hotel inspizieren und auf ein Getränk aus dem Haus. Wie es sich so ergibt, ist das Kaffee gegenüber im Reiseführer erwähnt, heisst Sunset Bar. Dass man von dieser Bar den Sonnenuntergang super beobachten kann, finden wir erst gegen Abend heraus. Um diese Zeit finden sich dann viele Hippies an den Treppen ein und machen Musik.

Pushkar ist an sich eine kleine Stadt mit nur ca 30000 Einwohnern, aber sie ist ein Wallfahrtsort für Hindu’s. Im Mittelalter wurde an dem Ufer des Sees ein Brahma-Tempel errichtet – der einzig bedeutende in ganz Indien. Wir sitzen in der Sunset Bar als uns Satnam anruft und uns mitteilt, dass uns ein Freund von ihm in einer Stunde durch die Stadt führen könnte. Gerne nehmen wir an und treffen die Beiden am Eingang des Hotels. Zu Fuss geht es mit dem Guide durch die Marktstrasse, vorbei an unzähligen Andenkenständen und allerlei Touristenkram, zum Tempel. Wir müssen alles, insbesondere den Foto in einem „Safe“ einschliessen, Schuhe ausziehen, Blumen als Opfergabe kaufen und uns dann an der Schlange hinten anstellen, um den Schrein besichtigen zu können. Die Frauen und Männer hinter uns können es kaum erwarten und drängeln ständig. Die Armee hat auch einen Ausflug in den Tempel gemacht, so dass viele Soldaten barfuss in Uniform rumstehen und sogar mit ihren Handys Fotos machen. Sie werden sofort zurechtgewiesen und beugen sich. Brahma ist ein Gott mit 4 Gesichtern, deshalb ist hinter dem Heiligtum ein Spiegel aufgestellt, der das vierte Gesicht widerspiegelt. Die Statue soll mehr als 1000 Jahre alt sein und ist aus Silber. Karin wird wieder einmal geselfied. Die beiden Mädels sind wegen des Tempels aus Mumbai angereist.

Nach der Besichtigung bringt uns unser Führer zum See und fragt, ob wir gegen eine Spende eine kleine Segnungsprozedur mitmachen wollten, sonst wäre die Besichtigung jetzt abgeschlossen. Wir hätten besser hinhören sollen. Denn jetzt werden wir an den Rand des Sees geführt, auf einen Teppich gesetzt und ein Brahmane (keine Ahnung, ob es wirklich einer war, sah anders aus, als ich mir die Leute vorgestellt habe) kommt und spricht mit uns heilige Worte, lässt uns für unsere Angehörigen beten und segnet uns. Dann fragt er, wieviel wir spenden möchten, um unsere Angehörigen gebührend zu würdigen. Inzwischen hat er durch Fragen herausgefunden, wieviele Angehörigen jeder von uns hat. Als ich 500 Rupien sage, kommt als Gegenfrage „Deine Angehörigen sind dir nur 500 Rupien wert ?“. Er lässt nicht locker und sagt, dass Andere 1000 Euro und mehr spenden würden. Ich erkläre ihm, dass wir aus Sicherheitsgründen nur wenig Bargeld dabei hätten und es bei 500 Rupien bleiben würde. Man könnte auch mit Plastikgeld bezahlen, kommt zurück. Jetzt beschliesse ich, dass nun gut ist. Erst dann akzeptiert er, wir werfen die Blumen in den See und er nimmt uns mit zum Bezahlen der Spende. Bin ziemlich sauer, bei jeder Religion dreht sich irgendwann alles nur um Geld. Statt für den Neubau von Tempeln – hier bereits begonnen – zu sammeln, sollten die Leute lieber für die vielen Armen im Land sorgen. Der Führer bekommt auch einen Obolus, schliesslich gibt es in Indien nichts umsonst, nachdem wir ohne Schuhe den See umlaufen haben.

 

Als Wallfahrtsort ist in Pushkar nur vegetarische Kost zu bekommen und es gibt weder Eier noch Alkohol. Wir gehen zum Essen in das Dachrestaurant „Sixth Sense“ im Haveli „Seventh Heaven“. Ein sehr schönes Haus mit einer kleinen Eingangstür im Tor. Es geht 5 Stockwerke hoch und man sitzt in einem netten Ambiente. Karin isst Sizzler und ich nochmals ein Thali, schmeckt alles gut. Danach geht es ins Bett. Ringsum wird schon mit den Feiern zum Nationalfeiertag begonnen. Überall dröhnt Musik, hoffentlich können wir schlafen.

 

 

 

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