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21. Januar 2018 – Fahrt nach Bikaner

Gestern Abend kam eine Gruppe Deutscher in unserem Hotel in Alsisar an. Wir waren schon gespannt, wer da wohl kommt. Es war eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, die sich am Flughafen in Delhi zum ersten Mal gesehen hat. Wir hätten deren Altersdurchschnitt eindeutig gesenkt. Mit einem Pärchen kamen wir ins Gespräch, sie machen Nordindien in einer Woche und fliegen dann anschliessend nach Dubai, um eine einwöchige Kreuzfahrt auf der Aida im Golf von Persion zu machen. Wir kamen uns wie Exoten vor.

Schon beim Abendessen bemerkten wir ein grell beleuchtetes Haus, das auch noch ziemlichen Lärm von sich gab. Eine Nachfrage bei den Bedienungen ergab, dass es sich um eine Hochzeit handelt. Der Lärm, anders kann man die Techno-Beschallung nicht nennen, zog sich bis um 24 Uhr hin. Ich weiss das genau, denn 10 min vor Mitternacht habe ich noch eine Schlaftablette eingeworfen, um wenigstens etwas zu schlafen. Das Abendessen war auch nicht so nett wie am Vorabend, denn wir sassen mit der Gruppe in einem Raum, kein Lagerfeuer um uns herum, sondern Unterhaltungen in deutsch. Karin und ich haben während des Essens kaum einen Satz gewechselt.

Am Frühstück sassen wir alleine, die anderen schliefen wohl noch. Um 9 Uhr wurden wir von Satnam abgeholt und fuhren die 230 km nach Bikaner, einer Stadt in der Wüste von Rajasthan. Die Strasse war überraschend gut und wären da nicht dauernd Schwellen, um die Geschwindigkeit zu reduzieren, hätten wir die Strecke gut in 3-4 Stunden schaffen können. Aber wir waren fast 5 Stunden unterwegs, allerdings auch mit vielen Fotostops. Kurz nach der Abfahrt sahen wir eine Herde Nilgau’s (Blue Bull), eine grosse Antilopenart (der dunkle ist die Hirschantilope) und später Hirschziegenantilopen.

Unterwegs durch die Wüste ist die Landschaft recht eintönig, Sand beherrscht das Land, wird aber immer mal durch grünes Land unterbrochen. Diese Parzellen wurden bewässert und Weizen angebaut. Was so ein bisschen Wasser verändern kann (erst links der Strasse und nächstes Bild rechts der Strasse).

Immer wieder begegnen wir Kamelgespannen, Eselgespannen und sehen sogar eine Herde wilder Kamele am Strassenrand fressen. Weil ich Satnam bitte anzuhalten, um ein Bild zu machen, fährt uns ein Moped hinten drauf. Zum Glück passiert nicht viel, das Auto hat jetzt eine kleine Beule an der Stossstange.

Die Pflanzen in der Wüste sind wehrhaft.

Auf dem Weg begegnet uns ein merkwürdiges Auto, viel zu hoch und auch sonst etwas seltsam ausgestattet. Satnam erzählt uns, dass dieses Auto für Hochzeiten gemietet wird. Es hat vorne einen Stromgenerator, die Rückseite sind riesige Lautsprecher und es hängen LED-Lampen hinten dran. Alles in allem war das wohl der Schlafräuber der vorherigen Nacht.

Die Ankunft am Hotel in Bikaner bietet doch eine Überraschung, wir übernachten im Maharaja-Palast. Das Hotel heisst Lallgarh Palace und ist Teil des Palasts des Maharaja’s von Bikaner. Die Maharaja-Familie lebt in einem anderen Teil des Gebäudes. Es ist ein sogenanntes Heritage Hotel, das wohl dazu dient, den Unterhalt des ganzen Palasts zu sichern.

Obwohl wir morgen die Stadt mit einem Führer besichtigen werden, beschliessen wir ein Tuktuk zu nehmen und auf eigene Faust den Markt und die Innenstadt zu erkunden. Ausserhalb des Palasts finden wir schnell ein Tuktuk, der Fahrer nimmt uns auch sofort auf, da wir den doppelten Preis einfach akzeptieren (100 Rupies statt 50 Rupies = 1.25 Euro). Es setzt uns am Anfang der Marktgegend ab und wir gehen zu Fuss weiter. Rechts und links überall kleine Geschäfte, ein alter Mann hat eine Personenwaage vor sich gestellt und man kann sich für 2 Rupies draufstellen. (ich wollte ja zuuuu gerne ein Foto von Achim schiessen, aber er wollte nicht….;-) Machen sogar einige Leute, wie wir erstaunt feststellen. Kaum jemand schenkt uns Beachtung. Wir kommen zu einem Bahnübergang mitten in der Stadt. Kaum sind wir drüber, schliessen sich die Schranken. Sofort geht das Getümmel los, ständig fahren Leute unter den Schranken durch, Personen überqueren die Gleise und selbst eine heilige Kuh, rennt einfach unten durch. Wir filmen die Szene von einem Mittelstreifen aus und sind platt, was da abgeht. Vor und hinter der Schranke stauen sich natürlich die Tuktuks und Mopeds und man braucht kein Hellseher zu sein, um sich vorstellen zu können, was passiert wenn die Schranke hochgeht. Selbst angesichts des sich nähernden Zugs versuchen immer noch Leute unter der Schranke durchzuhuschen. Ein Polizist mit dem Gewehr im Anschlag hindert schliesslich die letzten Irren.

Wir laufen durch Gassen mit Gemüsehändlern die Korianderbüschel, Galgant, Ingwer und alle anderen Gemüsesorten und Früchte anbieten (Karotten sind hier wirklich rot und nicht orange wie bei uns), die Chilli-Säcke bei den Gewürzhändlern reizen schon beim Vorbeigehen zum Husten, probieren scharf-gewürzte Nüsse und Teigstückchen beim Nusshändler, der nicht auf das Foto möchte, kaufen Orangen und einen Granatapfel, gehen durch enge Gassen, an denen links und rechts Stoffe in allen Farben angeboten werden und wo zig Schneider auf Kundschaft wartend vor ihren alten meist handbetriebenen Nähmaschinen sitzen. Indien, wie wir es lieben, chaotisch halt. Aber muss immer alles seine Ordnung haben ?

Ein Mann spricht uns an, er heisst Jonny (typisch indischer Name, nicht wahr), spricht recht gut englisch und fragt uns ziemlich aus. Wir sind vorsichtig, wollen nicht einem Schlepper aufsitzen. Aber er ist harmlos und als wir uns verabschieden, gibt es kein Problem.

Wir müssen zurück bevor es Nacht wird und suchen ein Tuktuk. Ich frage einen älteren Fahrer, ob er uns fährt. Erst lehnt er ab, die versprochenen 100 Rupies reizen ihn dann aber doch. Er stimmt zu, wir steigen ein und ab geht die Post. Unterwegs hält er an und fragt nach dem Weg. Aha, deshalb hat er erst nicht zugestimmt, er wusste nicht wohin. Alle Erklärungen von 3 Passanten nutzen nichts, er weiss nicht wohin. Schliesslich steigen 2 Jungs zu und fahren bis zur Abzweigung mit. Er fährt auf den Palast zu und wir merken, wie wenig dieses Gefährt hierher passt. Man schaut uns zu, wie wir vor dem Palast aussteigen und der Fahrer macht sich schnell, aber glücklich über die verdienten Rupien, davon. Vor dem Hotel werden gerade Hochzeitsfotos gemacht, wir schauen eine Weile zu.

Ach ja, fast hätten wir es vergessen. Überall laufen die heiligen Kühe herum, liegen seelenruhig auf dem verreichsten Platz, laufen durch den Gemüsemarkt und sind eigentlich überall. Nur wenn sie von dem Gemüsestand naschen wollen, kriegen sie eins mit der Stange übergezogen damit sie den Stand nicht leerfressen. Eigentlich die perfekte Symbiose, die Kühe fressen alles was auf den Boden gefallen ist und sind sozusagen die Reinigungskolonne.

Sie haben sogar gelernt, wo es sonst noch lecker Fresschen gibt.

Ein Gedanke zu „21. Januar 2018 – Fahrt nach Bikaner

  • Hallo Ihr abenteuerlich Reisenden,
    die Fotos sind wieder sehr eindrücklich.
    Vor meinem heutigen Arbeitstag grüße ich Euch herzlich
    Liebe Grüße
    Gaby

    Antwort

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