20. August 2009 – Fahrt nach Belo sur Mer
„Traumhafte“ Nacht – was habe ich alles für einen Quatsch zusammengeträumt. Sabine Becker hatte unser gesamtes Haus mit Sand gefüllt und mit allerlei Schrott noch dazu – surprise – surprise, ich fand es gar nicht lustig und hab sie angeschrien und fertig gemacht nach Strich und Faden. Und Susanne hat ein Haus in der Schweiz gefunden und wollte ausziehen. Unsere Zitrone lag mit zerbrochenem Topf auf der Treppe vor dem Haus. Und in einem Bungalow neben uns hörte ich Konstantin Wecker und ein alter Typ saß drin mit dem ich mich auf perfekte Art und Weise auf Malagache unterhielt. Naja ….
Um 8:30 Uhr standen wir pünktlich am Eingang des Resorts und staunten nicht schlecht, als zwei Hondas von Manfred dastanden. Ein Motorrad war ziemlich demoliert. Der Koffer war geschrottet und einige Teile eingedellt, abgebrochen oder kaputt. Das ging uns ziemlich an die Nieren, das muss ich echt nicht haben. Die dazugehörigen Fahrer haben wir nicht gesehen, war vielleicht auch besser so. Dann kam unser neuer Fahrer und das neue Auto. Abfahren und nochmals zur Bank, was sich als ziemlich schwieriges Unterfangen herausstellt. Irgendwie wollte keine Kreditkarte mehr funktionieren, also mussten wir rein. Und selbst da dauerte es noch fast eine halbe Stunde, bis wir endlich los kamen. Kommen eh nicht weit. Kurz nach der Abzweigung Richtung Belo kam eine ziemlich große Pampe aus Sand, Kuhscheiße und Wasser und flutsch saßen wir fest.
Mit jedem Vor- und Zurückstoßen gingen die Räder tiefer rein und dann ging gar nichts mehr. Wären da nicht gleich ein paar nette Helfer gekommen, die geschaufelt, gehoben und uns rausgezogen hätten, säßen immer noch drin fest. Das kann ja heiter werden – und es wurde !!! Ich dachte ja, wir hätten schon so einiges erlebt die letzten Tage, aber das hat es noch getoppt. Flüsse, Sand und Löcher, Löcher, Sand und Wasser! Wir durchquerten einen Fluss, das Flussbett bestand aus purem Sand, im Wasser waren Stöcke aufgestellt, um den fahrbaren Weg anzuzeigen. Das Stöckestellen war ein Geschäftsmodell, denn am anderen Ufer wurde eine kleine Gebühr fällig.
Viereinhalb Stunden bis Belo Sur Mer. Der Zyklon hatte hier herbe Spuren hinterlassen, überall konnte man zerstörte Hütten und Wälder sehen. Das Auto ächzte und stöhnte und soff einige Liter Wasser, weil irgendwo ein Loch war. Deshalb müssen wir immer mal anhalten. Wir fahren auf Wegen mit tiefem feinkörnigem Sand erst durch endlos aussehende Trockenwälder, dann durch Kakteenwälder und anschliessend durch Dornenwälder, durch kleinere Wasserlöcher und über eine Salzebene, die von der letzten Überflutung zurückgeblieben ist. Wenn man hier aussteigt, versinkt man bis zu den Knöcheln im Salz.
Doch nach einer beeindruckenden Fahrt, am Ende über riesige Sand-Salzpisten und durch Kakteenwälder kamen wir gegen 14:30 Uhr endlich an.
Wir bekommen auch gleich einen schönen Bungalow in der Ecolodge, was sich als glückliche Fügung herausstellt. Gestern hätten wir nichts bekommen. Natürlich gibt es in einer Ecolodge auch nur abends Strom und kein warmes Wasser, aber die Matratze scheint ganz o. k. zu sein. Für vier Nächte ist das nicht unwichtig. Den Nachmittag nutzen wir, um uns ein wenig einzuschnuppern, an Informationen über die hiesige Umgebung und die Tauchmöglichkeiten zu bekommen.
Abends essen wir an einer langen Tafel gemeinsam mit allen anderen Gästen. Neben uns saßen vier Amerikaner. Die Kinder arbeiten in Tana, er Lehrer, sie bei der Botschaft und ihre Eltern waren zu Besuch. Davor waren sie zwei Jahre in Bolivien, davor in China und sie haben vor zwei Wochen den Kilimandscharo bestiegen. Naja … Alle Anderen sind Franzosen. Es gibt ein typisches französisches Mehrgänge Menu. Wilde Austern, geerntet von den Felsen vor dem Resort, Salat, gegrillten Fisch und natürlich Nachtisch. Das Essen hat sehr gut geschmeckt. Und ich gehe jetzt ins Bett lesen und morgen gibt es einen total faulen Tag mit gar nichts tun. Nicht Buckelpiste fahren, nicht früh aufstehen, nicht Motorrad fahren – the real nothing !!
Es ist auch nachts sehr heiss, von Klimaanlage oder Ventilator mangels Strom, der um 22 Uhr abgestellt wird, nichts zu erwarten. Achim beschliesst erst mal noch ein Bier zu trinken, aber ohne Moskitonetz kann man nicht auf der Terrasse sitzen. Macht nichts, wir haben ein kleines Reisenetz dabei.
Überall im Bungalow rennen diese recht grossen Kakerlaken rum, an der Decke baut eine schwarze Wespe oder Hornisse gerade eine Nest ein. Immerhin hatten wir eine super-tollen Sonnenuntergang über dem Meer.