2006MadagaskarMadagaskar 2006

Fahrt nach Tana

Frühstück im kalten Vorraum des Hotels nach einer, dank Schlaftablette, super durchgeschlafenen Nacht. Natürlich hat der Dubbel von Portier mir kein Panier (Brötchen) und keine Chocolatine zurückgelegt und der Chinese, bei dem ich es versuche, hat noch zu. Dann essen wir halt ein Stück Kuchen. Wieder auf der Straße wird es kalt und kälter, ich sitze mit Fleece und Schal und Anorak hinten drauf. Wir wollen noch einen Stop machen beim Réserve Peyrieras (auch bekannt als Madagascar Exotic oder Mandraka Reptile Farm). Es ist eine kleine privates Naturreservat bei Marozevo an der RN2 75 km östlich von Antananarivo zwischen den Orten Manjakandriana und Moramanga.

Wir finden den Tierpark ohne Probleme und bekommen einen sehr netten Führer, der uns alles zeigt und nach einiger Zeit stellen wir fest, dass es sogar ein bisschen Deutsch kann. Es gibt Krokodile ! und irre viele verschiedene Chamäleons, eine Boa die gleich unter meinen Anorak kriecht und mich am Arm würgt. Schmetterlinge, die wie Blätter an der Decke hängen (Das war das einzige Enttäuschende, aber es ist keine Saison erst im Dezember), drei Tenreks (eine Art Igel), allerlei Frösche und sonstiges Getier. Den Wald mit den Lemuren sparen wir uns.

Diese Nilkrokodile sind im Norden von Madagaskar heimisch.
Tomatenfrösche
Gespenstschrecke
Tenreks
Uroplatus fimbriatus (leaf tail gecko)
Uroplatus sikorae
Uroplatus ebenaui

Weiter geht’s Richtung Tana, unterwegs müssen wir die Regenhose anziehen, weniger wegen des Regens, aber es ist echt saukalt geworden. Unterwegs wollen wir eine Pampelmuse kaufen, bekomme aber keine, da der Verkäufer nicht wechseln kann und es auch nicht fertig bringt, zum Nachbarn zu gehen. Je weiter wir Richtung Tana kommen, umso interessanter wird die Landschaft. Je nach Dorf gibt es jetzt Köhler, die in riesigen Mengen Holzkohle herstellen oder Leute, die Lehmziegel in eine Form pressen. Von Hand wird der Lehm in eine Form gefüllt, der Rest oben abgeschabt, verkehrt herum auf den Boden gestürzt und mit seitlichem Schieben aus der Form gelöst. Nach dem Trocknen werden die Ziegel zu einem Haus aufgestapelt und dann wird alles zusammen mit einem Feuer im Inneren des Hauses gebrannt. Mit den gebrannten Ziegelsteinen werden dann die Häuser errichtet. Auch mit den ungebrannten Ziegeln werden Häuser gebaut, die dann von außen mit Lehm verschmiert werden.

Wäschetrocknen

Vor Tana gibt es Häuser für jede Gehaltsstufe zu sehen, von keinem Gehalt bis ziemlich viel Gehalt, Mauern aus Stein, Wachposten und natürlich auch die dicken Autos davor. Bevor wir in die Stadt einfahren oder besser uns von ihr einverleiben lassen, packen wir alles in die Innentasche, was auch nur im Geringsten wertvoll aussehen könnte. Binnen kürzester Zeit stehen wir im absoluten Verkehrsstau. Im Schritttempo bewegen wir uns vorwärts, aber plötzlich läuft der Verkehr wieder und wir versuchen uns zu orientieren, was wirklich nicht einfach ist. Wir fragen genau zwei Mal !!, danach stehen wir vor dem Hotel Mellis, das uns Noëlle, Charly’s Frau, empfohlen hat. Eingecheckt, das Motorrad auf dem verschlossenen Parkplatz abgestellt und da sind wir. Kurz ein wenig frisch machen und dann schmeißen wir uns ins Getümmel.

Alles was wir mitnehmen ist versteckt an uns, keine Chance zum Klauen geben. Aber außer den penetranten Bettlern, Uhren- und Gürtelverkäufern will niemand was von uns. Wir erstehen grünen Pfeffer und Mandarinen auf dem Markt. Im „Le Glacier“ trinken wir einen so starken Kaffee, dass wir fast einen Herzkasper bekommen. Zur Dämpfung gibt’s einen sehr guten Flan dazu. Dann durchstreifen wir ziemlich viele Straßen, besuchen wegen Achim’s T-Shirt Kaufzwang, auch noch einen BaoBab-Laden. Aber ich werde auch fündig, getrocknete Bourbon-Vanille und ich lechze nach dem Bioaromaladen, den wir gleich um die Ecke finden. Lauter feine Massageöle und Essenzen, die ich wahrscheinlich zu guter Letzt noch alle für mich behalten muss.

Der Rückweg war ein wenig scary. Irgendwie geraten wir durch ein paar Stufen in ziemlich abgelegene, enge Gässchen und ich bin echt froh, also wieder auf die Hauptstraße landen. Das Elend ist schon ziemlich erdrückend, vor allem wenn man die kleinen Kinder sieht, manchmal werden sie von den Geschwistern getragen, schwarz vor Dreck, Schnoddernase, barfuß und in Lumpen. Einem geben wir eine Mandarine, dabei könnte man 1000 verteilen. Gegen 18:00 Uhr sind wir wieder im Hotel, ruhen ein wenig aus und planen, wo wir heute Abend zum Essen hingehen wollen. Mal sehen, ob es wieder ein Abenteuer wird?

Wir entscheiden uns, der Empfehlung des Reiseführers zu folgen und lassen uns mit einem Taxi zum Restaurant Sakamanga bringen. Der Taxifahrer schaut uns blöde an, denn das Restaurant war nur 200 m vom Hotel entfernt, genau neben dem Baobab-Laden, völlig unscheinbar von außen, aber innen richtig geschmackvoll eingerichtet. Natürlich 95 % Vazaha’s als Besucher. Wir haben Glück und bekommen sogar einen netten Platz – Reservierung hatten wir natürlich vergessen-  und sind geplättet von der Speisekarte. Achim isst eine Hasenterrine als Vorspeise und danach einen super hyperzartes Zebusteak. Ich hab mich für eine Blätterteigkreation gefüllt mit Pilzen und Fleisch und heller Sauce entschieden, das allein hätte mich schon satt gemacht. Danach hatte ich noch poulet blanc in Sauce vanille ! Und das hat genauso geschmeckt, wie es klingt. Ein wenig süß, super Gemüse dazu und leider Pommes. Reis hatte natürlich viel besser dazu gepasst, aber ich hab nicht richtig überlegt. Naja egal, auf jeden Fall war alles super gut und natürlich wurde das ganze abgerundet mit einem Rum Vanille, der auch lecker geschmeckt hat. Alles in allem ein gelungener Abend, und das Taxi hat uns auch wohlbehalten wieder am Hotel abgesetzt. Nachts, weit nach Mitternacht, wachen wir auf und schauen durchs Fenster runter auf die Straße. Es ist ziemlich viel los. In den Eingängen zu den Geschäften liegen überall Leute am Boden (die meisten, die wir sehen, nur in ihren Kleidern, keine Decke über sich) und überall auf dem Gehweg brennen kleine Lagerfeuer, um die Kälte ein bisschen zu lindern. In der Nacht wurde es bitterkalt, Tana liegt im zentralen Bergland der Insel auf 1450 m Höhe. Von den nahezu 4 Millionen Einwohnern von Tana haben sehr viele keine Wohnung. Sie hausen in einer Zeltstadt am Rand Tana’s oder leben gar auf der Strasse. Auch diejenigen, die in einer Hütte wohnen, haben oft kein fliessendes Wasser und keine Toilette im Haus.

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