Foulpointe – Toamasina
Wow!! Es ist wie ich es prophezeit habe – wir haben endlich Sonnen ! Die Wolken haben sich verzogen, blauer Himmel wölbt sich über uns und ich habe schon ein morgentliches Bad im Meer genommen, allerdings eher flachschwimmend, denn es war Ebbe. Ich hab mich schon auf eine schöne Dusche „danach“ gefreut, da hat es aus dem Wasserhahn nur noch getröpfelt. Achim ging eine Flasche Wasser kaufen und erfuhr, dass gerade keine Strom da ist, aber in 10 Minuten käme er wieder. Also dusche ich halt mit Trinkwasser. Frühstück in der Sonne hatten wir bisher auch noch nicht. Dann geht es an den Strand, wir haben noch bis 12 Uhr Zeit. Das ist auch ein Erlebnis. Ich glaube ganz Tamatave ist hierher an den Strand gefahren. Tausende von Leuten tummeln sich im flachen Wasser und genauso viele Händler versuchen ihre Waren an den Mann zu bringen. Es gibt frische Muscheln, Krabben, Kokosnüsse, allerlei Beignets und frittierte Bananen. Um schwimmen zu können, muss man mindestens 100 m rauswaten und dann hat’s irre Strömung. Es ist ein einziges Spektakel, Buch völlig umsonst mitgenommen, man muss einfach nur kucken und beobachten.
Mit zwei Sandwiches verstärkt und einem Eclair (dank an Michel, dem Patissier) im Magen, starten wir um 12 Uhr und haben eine gemütliche, sonnige Fahrt zurück nach Toamasina. Unterwegs sehen wir Sand- und Holztransport auf dem Wasser in Einbaum-Booten, teils in fast zugewachsenen Kanälen. Im Hintergrund liegt Wäsche zum Trocknen, die hier einfach über Sträucher ausgelegt wird. Kurz vor Toamasina fahren wir noch an einer Holzhandlung (Baumarkt ?) vorbei.
Achim hat mit Mr Odilon ausgemacht, dass wir um 5 Uhr zu ihm kommen, um das Motorrad abzugeben. Nach 2 Stunden kommen wir in Toamasina an, laden alles ab, duschen, packen um und machen uns auf die Tour quer durch die Stadt. Toamasina ist echt ein Drecksloch, überall steht das Wasser und sobald man den Boulevard Joffre verlässt, landet man in diversen Marktstrassen zwischen tausend Pousse-Pousse-Fahrern und Menschen dicht gedrängt in den Strassen. Wir wagen es eine komische grüne Frucht mit einer genoppten Schale zu kaufen, nachdem uns die Verkäuferinnen versichert haben, dass sie essreif ist. Mal sehen, wie die Innen aussieht. Die Mädchen, die uns die Frucht (corossol, dt. Stachelannone, engl. soursop) verkaufen, lachen sich schief über uns. Wahrscheinlich knöpfen sie uns das 10fache des normalen Preises ab.
Die Frucht ist ziemlich sauer, nicht so ganz unsere Geschmacksrichtung, aber ein Versuch war es wert (süß-säuerlich ähnlich einer Mischung aus Zitrone, Stachelbeere, Ananas und Erdbeere). Wir kehren noch ins Hotel Joffre ein, um Charly’s Eisempfehlung zu testen, aber es gibt momentan kein Eis. Charly ist ein früherer Kommilitone von Achim, der mit einer Madagassin verheiratet ist.
Kurz vor 5 Uhr fahren wir zu Mr Odilon. Er ist ein sehr netter Mann, der das Motorrad samt Helmen in einer Lagerhalle der Firma Maersk abstellt. Seither erinnern wir uns immer an diesen Moment, wenn wir einen Maersk-Container sehen. Manfred hat für Maersk in Madagaskar Computer installiert und ihr Netzwerk eingerichtet, deshalb konnte er uns den Kontakt vermitteln. Zu Fuss gehen wir zurück Richtung Hotel und kommen am Markt vorbei. Und was sehe ich – Vanille und Zimt in rauen Mengen. Ich kann nicht widerstehen und kaufen einen Beutel mit 20 Stangen Vanille für 10000 Ariary (4 Euro). Das ist echt ein Spottpreis, wenn man mit deutschen Preisen vergleicht. Achim entdeckt an einem verlassenen Stand riesige Spinnennetze mit Bewohnerinnen. Sie sind mindestens 8 cm gross mit Beinen, sehen eher schaurig aus, ich kriege Gänsehaut. Nur nicht zu nahe ran !!
Eigentlich wollten wir wieder in das Restaurant mit der netten Bedienung, aber da ist eine Hochzeit mit 200 Leuten, wird also nix. Wir entschliessen uns, in die Seafood Strandkneipe zu gehen, chartern ein Taxi und staunen nicht schlecht. Es ist ein riesiges Restaurant, sehr fein eingedeckt und überall stehen Bedienungen arbeitslos rum, weil ausser uns nur noch 2 andere Vasaha’s da sind. In Anbetracht der Feudalität fällt Achim auf, dass er gar nicht so viel Geld dabei hat, also müssen wir ein wenig haushalten. Für Achim gibt es Zebu mit Pommes, ich nehme Krabbencurry mit Safranreis, dazu das obligatorische „Three Horses Beer“, kurz THB, und einen Tee. Es schmeckt super. Zum Nachtisch nimmt Achim die von mir ausgesuchten Profiteroles und ich schlage zu und nehme „Titanic“. Das ist ein Eis in einem krustigen Teig eingebacken, schmeckt lecker. Und natürlich Rum, dieses Mal Rum Vanille. Das Geld reicht, es würde sogar für das Taxi zum Hotel reichen. Aber kein Taxi weit und breit. Ein paar Polizeitypen gehen schlendernd in unsere Richtung, also schlendern wir erst hinter ihnen, dann vor ihnen, schlau wie wir sind, und kommen unversehrt am Hotel an.
Die Nacht war scheisse. Irgendwelche Idioten kamen um halb 3 Uhr heim und veranstalteten einen riesigen Radau. Außerdem rumort mein Magen, die Titanic vielleicht ?