Mantadia-Nationalpark
Das war auch dringend notwendig!! Ich habe mit Fleece und langärmeligen T-Shirt geschlafen und es gab sogar 3 Decken, wo es sonst nur eine gibt. Also Streit kann man sich nur tagsüber leisten, spätestens abends muss man sich versöhnt haben.
Alles in allem nur 6 Stunden geschlafen, wir waren bereits um 9:00 Uhr im Bett. Um sechs hat der Wecker geklingelt. Wir haben uns in sämtliche verfügbare Klamotten gezwängt und sind frühstücken gegangen. Dann noch kurz Zähne putzen und aufs Klo und schon waren wir auf dem Weg, wo Eugene auf uns wartet. Zuerst ging es in einen Sekundärwald, indem die Indris zu Hause sind. Natürlich waren wir bei weitem nicht die Einzigen. Immer wieder trafen wir auf kleine Grüppchen mit Führern. Totale Aufregung machte sich breit als wir auf die Indris treffen, jeder versuchte den besten Fotografierplatz zu bekommen und damit begann die Jagd des Tages.
Es ist schon eindrücklich, wie sich die Indris von Baum zu Baum hangeln, fallen lassen oder fast fliegen, manche sogar mit Babys am Bauch hängend. Und all die Bäume, Farne und Würgelianen. Manchmal weiß man erst ganz zum Schluss, ob der Baum oder die Liane gewonnen hat. Indris sind die größten Lemuren, die es gibt. Alle Versuche, sie in Zoo’s anzusiedeln, scheiterten, da die Tiere dort einfach verhungert sind. Indris sind Pflanzenfresser und brauchen sehr abwechslungsreiche Nahrung, die sie nur an wenigen Plätzen auf Madagaskar finden. In Zoo’s kann man die benötigten Blätter und Früchte einfach nicht anbieten. Leider gibt es nur noch wenige Gruppen dieser Tiere und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ausgestorben sein werden.
3 Stunden lang sind wir durch den Park gewandert, immer begleitet von Eugene’s Erläuterungen und Rufen zu den besten Plätzen. Ganz zum Schluss konnten wir sogar noch eine Boa in einer Laterne liegend beobachten und die Fütterung von zwei Chamäleons. Das Wetter wechselte permanent und wir waren ständig am An- und Ausziehen.
Ab 10:00 Uhr wartete unser Fahrer auf uns, der uns nach Mantadia, dem Primärurwald, bringen sollte. Direkt an der Straße hielten wir an und Eugene zeigte uns einen Baumstamm, auf dem ein Tier liegen sollte. Aber erst nach einiger Zeit könnten wir es sehen. Es war ein Leaftail Gekko. Total platt sah er aus wie ein Krokodil.
Weiter ging es eine Dreiviertelstunde über die Piste. Eugene erzählt uns, dass hier Graphit abgebaut wird. Der Besitzer der Mine hat dafür gesorgt, dass der Primärwald nicht abgeholzt wurde. Mit dem Auto ist es noch schlimmer als mit dem Motorrad. In Mantadia angekommen, gingen wir gleich wieder auf die Pirsch.
Wir hatten dort wenig Gesellschaft, die meisten Leute haben wohl nur die Morgentour gemacht. Was gab’s zu sehen? Eine sehr seltene Art von Lemuren, die Diamant-Sifaka, Mann und Frau mit Baby. Sie kamen sogar runter auf den Boden für uns zum Fotoshooting. Währenddessen wurden wir neugierig von braunen Lemuren beäugt. Sie sehen echt alle koboldig aus und man würde sie gerne knuddeln. Aber dafür sind sie zu schnell und zu scheu. Eugene war auf jeden Fall außer sich und sagte uns ständig, wie „lucky“ wir wären. Danach haben wir ziemlich lange nach den schwarz-weissen Lemuren Ausschau gehalten, aber leider keinen gesehen.
Wir gingen durch eine „Wiese“ mit hohen Pflanzen und landeten an einem Weg. Dort stand eine europäische Gruppe in grünen Plastikhosen bis zum Hals. Sah komisch aus. Sie schauten uns an und meinten auf englisch, dass in dieser Gegend „leeches“ seien. Ich konnte mich erinnern, dieses Wort schon mal gelesen zu haben. Es dauerte nicht lange, und ich wusste wieder was das Wort bedeutet. Wir hatten Bekanntschaft mit Blutegeln gemacht. So schnell konnten wir gar nicht gucken, wie die an unseren Schuhen und Hosen hingen. Manche krabbelten sogar den Rücken hoch. Zum Glück konnten wir alle rechtzeitig absammeln.
Eugene jagte uns über Stock und Stein und zu guter Letzt waren wir ziemlich fertig. Wir sahen aus wie Schweine, unsere Hosen Schlamm überzogen, genauso die Schuhe. Während ich mich Stunden unter der heißen Dusche vergnüge, macht Achim die notwendigen Putzarbeiten. Es dauert ewig bis meine Haare trocken sind und es wird schon wieder kalt. Ich leg mir die Wärmflasche um den Hals, und versuch etwas zu trocknen, was mir wenig gelingt.
Um 6 Uhr ist es stockduster und wir treffen Eugene am Park-Eingang. Er sticht auch gleich los und zeigt uns kleine Frösche, ein supermegakleines Chamäleon und eins das grün wie ein Grasfrosch ist. Ein paar Lemuren in den Bäumen werden von den Taschenlampe geblendet, was nicht ok ist. Sie können eine halbe Stunde nichts mehr sehen und das alles nur wegen der blöden Touristen. Man merkt, dass es ein langer Tag war, keiner hat noch so richtig Lust. Außerdem haben wir Hunger. Wir verabschieden uns von Eugene mit einem zusätzlichen Trinkgeld. Er hat uns wirklich gut geführt. Während und nach dem Essen schmökert Achim noch in unserem super guten Reiseführer und plant das morgige Abenteuer.