Tana – Besuch bei Noelle’s Schwester
Heute ist unser letzter Tag hier noch dazu unser Hochzeitstag. Aber wir hatten ja gestern schon etwas vor gefeiert. Das Frühstück ist total seltsam in einem Raum, wo ein Fernseher läuft, 3 große Tische und jeweils zwei Leute darum herum. Man kann gar nicht anders als Glotzen und so stirbt jede Unterhaltung. Danach machen wir uns auf in einem Laden, in dem wir die Bilder von unserem kaputten Speicherchip auf CD brennen lassen. Das geht innerhalb von 10 Minuten, kostet knapp zwei Euro und wir können die Bilder sogar anschauen. Das ist eher traurig, weil viele vom letzten Park nicht existent sind. Auf jeden Fall ist der Speicherchip jetzt wieder frei für die Bilder, die wir von Charles Haus machen sollen.
In einem total europäischen Supermarkt kaufen wir noch eine Flasche Punch Coco. Dort bekommt man echt alles, so ein krasser Unterschied zu draußen, kaum zu glauben. Als wir das Motorrad wiederhaben wollen, ist der Parkwächter außer sich vor Freude, guckt uns amüsiert zu, wie wir packen und unterhält sich noch ein wenig mit uns. Dann geht es ab auf die Straße, das Chaos hatte uns sofort wieder, aber mit unserer Routine finden wir die Straße ziemlich schnell. Kurz vor dem Dorf ruft Achim Noelle’s Schwester an, die uns dann an der Straße abholt. Sie hat total kurze, schwarz-braune Haare und ist mir gleich sympathisch, sie geleitet uns hoch zum Haus. So kann man auf Madagaskar auch wohnen, wenn man Geld hat. Das Haus ist sofort als „Deutsch“ zu erkennen. Es liegt auf einem kleinen Hügel, umrahmt von riesigen runden Felsen und unten ein eigener See. Eine Kräuterschnecke, Steingarten mit Kakteen aller Art, Gemüsegarten, große Beete, Heilpflanzen, Bäumen, Veranda mit Grill und innen eine riesiger Kachelofen, der die Zimmer beheizt und noch Warmwasser bereitet. Oben Noelle’s Zimmer und ein Bad, das noch nicht ausgebaut ist. Aber trotzdem, ein Leben hier könnte ich mir nicht vorstellen. Es ist nichts drum herum, keine Freunde, kein Kino, keine Kultur, für alles muss man nach Tana fahren und das dauert mindestens 1 Stunde. Und dann hat man den Moloch Tana, nichts wo man abends noch ein wenig schlendern kann – nein danke.
Sabine kocht Makkaroni und Zebu-Spiesschen. Das Fleisch ist total zäh, eine richtige Enttäuschung. Sie meinte, man müsste es eigentlich einlegen, aber da wir ja so unangemeldet aufgetaucht sind, hatte sie keine Gelegenheit. Dafür ist sie umso netter und wir genießen die Zeit mit ihr. Viel besser, als in Tana herumzuhängen und das Elend zu sehen. Mickey, der Hund, ist mein Spezialfreund geworden, er weicht mir nicht mehr von der Socke, der ist echt witzig. Gegen 15:30 Uhr brechen wir schweren Herzens auf, wir sollten vor dem Dunkel werden bei Manfred sein.
Nach Tana rein geht alles ganz gut, aber dann verfranzen wir uns komplett und landen schließlich wieder in der Innenstadt, vorbei am Hotel Mellis und der Rue de l’independence, aber mit einigen weiteren Polizistenbefragungen finden wir schliesslich die Straße, die zum Flughafen führt. Aber wir finden diese blöde Einfahrt zu Manfred’s Haus nicht mehr. Jeder schickt uns in eine andere Richtung und als wir nach dreimaligem Hin- und Herfahren ziemlich ratlos am Straßenrand stehen, kommt plötzlich Manfred mit dem Motorrad vorbei und rettet uns. Ich glaube, wir hätten echt nicht mehr hin gefunden. Also zurück zu dem Platz, wo alles begann. Wir packen um und erzählen. Manfred kocht Reis mit Fisch und Tomatensalat und diesmal dürfen seine Kinder mit uns essen. Danach gibt’s noch ein paar Filme, die er uns auf CD gebrannt hat und dann fallen wir um 21:30 Uhr ins Bett.