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25. Juli 2023 – Malbork (dt. Marienburg)

Malbork liegt etwa 150 km nordöstlich von Torun. Wir fahren erst die mautpflichtige Autobahn und ab Grudziadz die Landstrasse 55. Die Strecke kostet 8,80 PLN = 2 €. Die Landstrasse geht durch riesige Getreidefelder, die gerade geerntet werden, zwischen den Feldern liegen grosse Waldgebiete. Malbork liegt circa 50 Kilometer südöstlich von Danzig. Die mächtige Burg thront am Nordufer oberhalb der Nogat, am Mündungsarm der Weichsel.

Wir kommen hierher um die Marienburg anzuschauen, finden sofort einen Parkplatz, kaufen 2 Eintrittskarten und holen 2 kostenlose Audioguides ab, die uns auf deutsch durch die Burg geleiten. Die Marienburg ist eine mächtige Ordensburg mit langer Geschichte und auch der größte Backsteinbau Europas: Viele Millionen Mauerziegel wurden zwischen 1270 und 1393 in der 20 Hektar großen Burganlage im Auftrag des Deutschen Ritterordens verbaut. Nach der Verlegung des Hochmeistersitzes, also des höchsten Amtes, von Venedig auf die Marienburg (1309) beherrschten ab dem 14. Jahrhundert die Ritter des Deutschen Ordens von hier aus ihren Staat. Die Ordensburg belegt bis heute über sieben Jahrhunderte deutscher und polnischer Geschichte. Für 147 Jahre blieb die Marienburg der Sitz des Hochmeisters und diente später weitere 315 Jahre lang den polnischen Königen als Residenz – bis zur ersten polnischen Teilung von 1772. Während des Zweiten Weltkrieges diente die Burg dann als militärische Festung und wurde weitgehend zerstört. Fast 60 Prozent der Festung wurden stark beschädigt oder zerstört, erst ab 1960 wurde die Ordensburg wieder fachgerecht restauriert und im Jahre 1997 schließlich zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt.

Schon die Aussenansicht ist beindruckend. Das Marienbild in dem Kirchenfenster ist 9 m hoch.

Die komplette Burganlage der Marienburg gliedert sich in drei verschiedene Teile, die alle von gemeinsamen Burgmauern und Wassergräben umgeben sind.

1. Das Vorschloss, das auch als Vorburg bezeichnet wird, wurde 1309 erbaut und fungierte als erstes Verteidigungsbollwerk bei Angriffen. Der damalige Ordensführer und Hochmeister Heinrich von Plauen errichtete im 15. Jahrhundert zusätzlich das “Plauen-Bollwerk”, um den vorhandenen Verteidigungsring zu verstärken. In der Vorburg befanden sich Ställe und Scheunen, die Brauerei, Werkstätten und Bauhöfe, das Zeughaus sowie die St. Lorenz Kapelle, die ausschließlich für Gottesdienste des Deutschen Ritterordens genutzt wurde.

2. Das Hochschloss ist der älteste Teil der Burg und diente als Stützpunkt der Ordensritter. Hier befanden sich der Kapitelsaal, der Speisesaal sowie die Schlafsäle der Ritter; außerdem sämtliche Wirtschaftsräume und die Sankt Marien-Kirche. Im damaligen Versammlungssaal des Ordens ist heute die Ausstellung über die Marienburg untergebracht.

3. Das Mittelschloss wurde um 1309 errichtet und ist über eine Brücke mit dem Hochschloss verbunden. Dieser Teil der Burganlage war für die Verwaltung des Ritterordens und des Landes zuständig. Im Ostteil des Mittelschlosses ist heute die Bernsteinausstellung untergebracht. Zudem befand sich im Mittelschloss auch der prächtige Hochmeisterpalast, der um 1400 erbaut wurde und der die Wohn- und Arbeitsräume des Hochmeisters umfasste. Zugleich diente das architektonisch einzigartige Gebäude als Repräsentationsbau: Hier befand sich der “Große Remter”, seinerzeit einer der größten Säle Europas, der bis zu 400 Gäste fassten konnte (Quelle: Geo).

Nach der Besichtigung fahren weiter nach Elbląg (dt. Elbing) in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren nahe der Ostseeküste (45 km Fahrtstrecke). Wir gehen auf den sehr schön am Ufer des Flusses Elbing gelegenen Camping. Der Hunger treibt uns in das nahegelegene Zentrum der Stadt. Wir wählen das Restaurant “Propaganda” aus und essen Kulakenspeise (Ente mit Rotkraut, Apfelschnitzen und Preiselbeeren) und Fleisch in brauner Sosse mit Kartoffelklösschen und Rote Beete Salat. Zusammen mit einer Limonade und 0.5 l Bier bezahlen wir 27 €. Die Speisekarte des Restaurant hat spezielle Namen für die Gerichte, “Schuhsohle aus der VR Polen” steht für “gedünstetes Rindfleisch mit Gemüse und Dinkelgrütze”.

Elbląg ist eine der ältesten Städte Polens und liegt nur 55 km von der russischen Grenze entfernt. Sie ist über 780 Jahre alt. Sie ist ein alter Wikingerhafen, eine ehemalige hanseatische Handelsmacht und die ehemalige Hauptstadt vom Staat des Deutschen Ordens. Es gab Zeiten, da war Elbing mächtiger als Danzig, und seine Kirchen waren die größten im Ordensland. Doch nach 130 Jahren steilen Aufstiegs machte die Natur der Stadt einen Strich durch die Rechnung: Nach dem Hochwasser von 1371 grub sich die Weichsel ein neues Bett und mündete fortan nahe Danzig in die Ostsee. Die Stadt verfügte über eine wunderschöne Altstadt, die im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde. Die Altstadt wird seit über 30 Jahren wieder aufgebaut. Damit hat eine der ältesten Städte Polens nun die jüngste Altstadt des Landes.

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