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26. Juli 2023 – Oberlandkanal

Gestern Abend versuchen wir Tickets für eine Bootsfahrt auf dem Oberlandkanal zu bekommen. Leider sind alle Plätze für die morgentlichen Touren von Elbing nach Buczyniec (dt. Buchwalde) ausverkauft. Vielleicht war es Schicksal, denn als wir heute morgen losfahren, regnet es in Strömen und Temperatur ist auf 15 °C gesunken. Zum Glück dauern die Schauer nur kurze Zeit. Wir fahren zur Endstation der 4Std 40 Min dauernden Tour in Buchwalde. Direkt am Kanal liegt ein kleiner Camping und wir dürfen nach Absprache mit dem Besitzer für 10 PLN solange parken, wie wir wollen.

Der Osterode-Elbinger Kanal, auch Elbinger Kanal genannt, bildet ein einzigartiges Wasserwegsystem, das die westmasurischen (oberländischen) Seen mit dem Frischen Haff verbindet. Baubeginn war 1844 und offizielle Eröffnung im Jahr 1860. Seine Besonderheit beruht auf der Überwindung eines ca. 100 m großen Wasserstandunterschiedes mithilfe vom Schleusen- und Rollbergensystem. Die Rollberge sind Schienenaufzugsanlagen, die mechanisch mit der Wasserdurchflusskraft angetrieben werden. Die Geschichte des Kanals kann unter https://www.zegluga.com.pl/de/unsere-geschichte/ nachgelesen werden.

Kaum da, beginnt das Spektakel. Der Campingbesitzer erklärt uns in gutem Englisch, dass ständig Schiffe befördert werden. Es fahren 11 kommerzielle Ausflugsschiffe und die Aufzüge können auch von privaten Schiffen und sogar von Paddlern genutzt werden. Wir müssten nicht lange warten. Und tatsächlich setzten sich die dicken Stahlseile nach wenigen Minuten in Bewegung und wie von Geisterhand wuchs aus dem Wasser ein Stahlgestell hervor, das sich bergauf bewegte. Bald darauf erschien am oberen Ende ein Schiff huckepack auf so einem Beförderungsschlitten, glitt langsam an uns vorbei und tauchte unten wieder ins Wasser ein. Kaum im Wasser schwamm das Schiff frei und fuhr weiter. Die Passagier blieben an Bord. Der Transport von oben nach unten dauerte nur etwa 5 Minuten.

Unten wartete bereits ein grösseres Ausflugsschiff, das am Morgen in Elbing losgefahren war.

Wir gehen den Hang hoch, um die obere Austiegsstelle zu besichtigen. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Das Gestell wird sofort wieder beladen, denn oben warten mehrere Boote. Das Ausflugsboot dreht um, entlässt seine Passagiere denn hier ist Endstation und die Passagiere zurück nach Elbing warten schon. Der Schlitten bergauf sieht skuril aus, denn nur ein Kajak mit 2 Personen wird befördert. Die Passagiere beider Schlitten winken sich fröhlich zu, als sie sich begegnen.

Wir haben uns entschlossen noch etwas in Masuren zu bleiben und an einem See zu übernachten. Leider sind die Strassen zwischen den Ortschaften hundeschlecht. Die ständigen Flicken und Schlaglöcher sind eine Belastungsprobe für unser ganzes Fahrzeug. Immer wieder fallen Gegenstände fast herunter, die wir nur auf das Bett gelegt haben. Aber wir fahren durch sehr schöne Alleen mit alten Eichen. Auf beiden Seiten der Strasse steht oft noch der Winterraps oder wir fahren durch dichte Waldabschnitte.

Schliesslich finden wir einen einfachen Camping am See Jeziorak in Siemiany, der jedoch auf einer schräg abfallenden Wiese liegt. Nur mit Mühe können wir einen Platz finden, der einigermassen eben ist. Wir gehen gleich in einer Art Biergarten essen. Selbstbedienung, glücklicherweise kann eine Köchin gut englisch und wir können einfach bestellen und werden sogar benachrichtigt, als unser Essen fertig ist. Eine Sonderbehandlung, denn die anderen Gäste werden nur per Nummer über einen Lautsprecher informiert, wenn ihr Essen abholbereit ist. Es gibt Schweinebraten mit Kartoffelklössen und Kartoffelpuffer mit Sauerrahm. Während des Essens schwirren Schwärme von kleinen Käfern um uns herum und landen immer wieder im Bier und im Essen. Die Gäste sind weitgehend Segler, die wegen des bescheidenen Wetters in der Marine vor Anker gehen. Der See ist der längste See Polens, 25 km lang. Leider ist das Wasser am Ufer nicht besonders einladend und bei Temperaturen von weniger als 20 °C verzichten wir auf ein Bad.

Noch eine Geschichte am Rande. In Torun ging Karin in einer Bäckerei Brot kaufen und liess es gleich in Scheiben schneiden. Zu unserem Erstaunen wiesen die Scheiben rote Flecken auf. Wir dachten erst, dass rote Johannisbeeren im Teig eingebacken wären. Eine genauere geschmackliche Untersuchung ergab jedoch, dass die roten Flecken von Rote Beete Stückchen herrühren. Sieht auf jeden Fall interessant aus.

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