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11. Februar 2018 – Kanha

6 Uhr aufstehen, 7 Uhr Abfahrt zum Eingang des Kanha Nationalparks. Wegen einer Tigerzählung wird der Park zur Zeit erst um 8 Uhr geöffnet. Am Eingang stehen schon einige Jeeps. Wir müssen wieder unsere Pässe vorzeigen, denn die Tickets werden lange im voraus bestellt und nur für die Passinhaber ausgestellt. Im Reiseführer steht sogar, dass man die Tickets nur im Internet kaufen kann und nur mit einer indischen Kreditkarte bezahlen kann. Aber in Wirklichkeit gibt es auch noch Tickets an einem Schalter am Eingang. Auf jeden Fall ist die Zufahrt strikt reguliert, in jeden Teil des Parks dürfen pro Einlass nur 20 Fahrzeuge. Der Park hat zwar 100 Tiger, aber die Fläche ist 4 Mal so gross wie der Nationalpark in Bandhavgarh und nur 20% des Parkgeländes sind für Besucher freigegeben. Es ist daher ziemlich unwahrscheinlich überhaupt einen Tiger zu sehen.

In der Ferne sehen wir jemand durch das Gras schweben. Etwas später sehen wir, daß der Herr auf einem Elefanten sitzt. Dann kommen noch 2 Elefanten vor uns um die Ecke. Es sind Ranger, die gegen Wilderer eingesetzt werden.

Wir biegen in den Kanha-Teil ein und sind überrascht wie grün alles ist. Man kann sich leicht vorstellen, dass der Wald im Sommer – Regenzeit ist hier im Juli-September – zum undurchdringlichen Dschungel wird. Der Inder Rudyard Kipling wurde hier zu seinem „Dschungelbuch“ inspiriert, erschienen ist das Buch bereits 1894. Die Strecke, die wir fahren geht steil bergauf, durch Bambuswälder, in denen kolossale, eine Tonne schwere, Gaur-Bullen Bambus fressen, durch Flussbette, in denen noch etwas Wasser Vögel anlockt, dann wieder durch lichten Wald, der aussieht wie unsere Wälder im Schwarzwald. Auch hier sind die meisten Bäume Salbäume, dazwischen blühende Geisterbäume und manchmal blühender Bambus, der nach der Blüte abstirbt.

Ein Eisvogel posiert, fast wie bestellt, auf einem Ast. Grandiose Position, die langsam durch die Wolken scheinende Sonne beleuchtet sein Gefieder. Später sehen wir an einem Fluss noch einen kleinere Art den „gewöhnlichen“ Eisvogel, der nach Aussage unseres Guides alles andere als gewöhnlich ist. Ihn zu sehen sei eher Glücksache.

Und viele andere Vögel, deren Namen wir erst herausfinden müssen.

Termitenhaufen, die überall herumstehen.

Frühstück im Park.

Einen Tiger sehen wir leider nicht, aber seine Spuren im Sand am Wegrand. Er war wohl morgens hier vorbeigegangen.

Am Mittagessen beginnt es zu regnen, ein Gewitter zieht durch und wir überlegen, ob es unter diesen Umständen Sinn macht auf Safari zu gehen. Um 14 Uhr ist es richtig dunkel und an fotografieren ist nicht zu denken. Ich spreche mit dem Guide und will eigentlich absagen, aber er meint, dass wir trotzdem gehen sollten. Es gibt ein Verdeck für den Jeep, so dass wir wenigstens trocken bleiben. Aber sehen können wir unter dem Verdeck praktisch nichts. Ich überrede ihn etwas später loszufahren, dann sind alle Autos am Eingang schon weg und wir haben freie Fahrt. Es lockert tatsächlich ein wenig auf und unterwegs mache ich noch Witze, eigentlich könnte ich fahren und Karin als Beifahrer fungieren. Guide und Fahrer könnten ja auch hinten sitzen. Sie finden die Idee lustig …

Am Eingang muss unser Guide die Tickets holen, da meint der Fahrer, ob ich nicht auf dem Beifahrersitz Platz nehmen möchte. Mach ich gerne, als der Guide zurückkommt, staunt er, setzt sich aber wirklich hinten rein. Er traut sich nicht etwas zu sagen. Ein Guide des Nationalpark steigt ebenfalls zu, runzelt auch die Stirn, weil sich der Regen in der Plane ansammelt und stetig durch diverse Löcher auf den Sitz tröpfelt, ergibt sich dann jedoch in sein Schicksal und ist erst mal ruhig.

Ich übernehme jetzt die Rolle des Guides und sage an – Hirsche linker Hand, Sambarhirsche rechter Hand usw. Alle lachen und die Stimmung wird besser. Nach kurzer Zeit hält es der Guide aber nicht mehr aus und klappt trotz Regen sein Seitenteil hoch. Gerade rechtzeitig, denn in diesem Moment ruft er – Bär, Foto, Foto. Ich kurble das Fenster runter und sehe einen Lippenbären über eine Lichtung huschen, kann noch 3 Bilder machen, dann ist er weg, 15 Sekunden mussten genügen. Der Bär läuft aber hinter den Büschen weiter und kommt kurz später wieder zu einer Lichtung, jetzt habe ich mehr Zeit und eine Serie von Bildern entsteht. Wow, diesen Bären zu sehen, ist wirklich ein Geschenk. Sie sind nachtaktiv und daher praktisch nie zu sehen. Alle sind glücklich, war wohl auch für den Guide das erste Mal. Wir sagen jedem entgegenkommenden Auto Bescheid, und so kommen noch ein paar Leute in den Genuss. Später sehe ich, dass die Bilder ziemlich verrauscht sind, Regen und schlechte Lichtverhältnisse hätten doch mehr Zeit erfordert, um Einstellungen zu finden die bessere Qualität erlaubt hätten.

Lippenbären heissen so, weil ihre Unterlippe sehr beweglich ist. Wenn sie einen Termitenhaufen sehen, läuft ihnen das Wasser im Mund zusammen. Mit ihren riesigen Krallen reissen sie den betonharten Haufen auseinander, formen mit ihrer Unterlippe eine Art Staubsaugerrohr, holen tief Luft und schon ist ihre Lieblingsspeise im Mund eingetroffen. Ansonsten ernähren sie sich von Früchten und Beeren.

Auf Tigersuche fanden wir alles mögliche, aber keinen Tiger. Hatten wir morgens noch Abdrücke von Tigertatzen im Sand gesehen, hat der Regen natürlich alles verwischt. Aber der Regen hat auch was gutes, es gibt keinen Staub mehr, der alles und jeden mit einer roten Schicht überzieht. Wir bobachten einen Schlangenadler, der noch seine Beute in den Fängen hält, eine Pit Viper, der er den Kopf zerbissen hat, sehen Geier und Eulen auf den Bäumen sitzen, meist zu weit entfernt um brauchbare Fotos zu machen, aber mit dem Fernglas lässt sich alles perfekt anschauen.

Kanha ist berühmt, weil es der einzige Ort auf der Welt ist, an dem man Barasingha-Hirsche beobachten kann. Sie waren kurz vor dem Aussterben, als man in diesem Nationalpark begann, dieses Wild zu züchten. Jetzt gibt es wieder über 750 Barasingha-Hirsche und Rehe, die hier wild leben. Barasingha bedeutet „12 Hörner“, ein Hinweis auf die grossen Geweihe.

Im Grasland sehen wir nasse Schakale, von denen nur die Köpfe rausragen und Herden von Wildschweinen, Hirschen und Rehen einträchtig zusammen grasen.

Insgesamt sind wir dann doch 3 Stunden unterwegs, es hat zwischendurch zwar aufgehört zu regnen, aber es wurde recht kalt auf dem Jeep, als das Verdeck abgenommen wurde. Auch ohne Tiger haben wir den Aufenthalt in diesem Park wegen seiner abwechslungsreichen Flora und Fauna sehr genossen….und natürlich wegendes tollen Lippenbärs 😉

2 Gedanken zu „11. Februar 2018 – Kanha

  • Oh, der Bär, das war wirklich eine Überraschung, sogar als er auf meinem Bildschirm auftauchte! Auch die Vögelbilder gefallen mir sehr gut. Und der über den Gräsern schwebende Sheriff…!

    Antwort
  • Hallo
    Es ist schon klasse immer wieder schauen zu können was bei Euch passiert, was Ihr seht.
    Ich genieße das Nichtstun. Ist auch mal schön.
    Macht’s gut
    Liebe Grüße aus der Kälte
    Gaby

    Antwort

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