15. August 2009 – Kirindy Trockenwald
Pünktlich um 9:00 Uhr werden wir von unserem Schlepper samt Fahrer abgeholt, um nach Kirindy zu fahren. Dieses Mal also keine Motorradtour, dafür lässiges Durchschütteln im Auto. Nach dem Wasser und Bonbons kaufen, für die Kinder am Strassenrand (würde alle freuen, sagt uns unser Fahrer), geht es los Richtung Allee des Baobabs. Es ist wirklich eindrücklich, all die riesigen Giganten und wir entdecken während des Weiterfahrens sogar noch kleine, nachkommende Baobabs, die wohl erst 50 oder 100 Jahre alt sind. Unvorstellbar, wie lange die grossen Baobabs dort schon stehen und was sie alles erlebt und überlebt haben. Überall am Wegrand stehen Bäume, ganze Wälder, das hab ich nicht gedacht.
Nach etwa 3 Stunden Holperdipolder, mal im Schritt-Tempo mit Allrad-Antrieb durch tiefen Sand, durch Furchen und über wilde Steinhügel, dann mit Karacho auf diesem Weg, der gerade mal die Breite des Autos hatte, kommen wir am Camp im Kirindy Trockenwald an.
Wir beziehen unseren Superhyperdyper-Bungalow mit ohne Strom und mit Außenklo, durchgelegene Matratze und kein Wasser, weil kein Strom. Ein dünnes Rinnsal kommt aus dem Wasserhahn an der Dusche, aber wie immer… lieben was ist.
Im Wald ist es unglaublich heiss, es geht kein Wind. Wir werden erst mal genötigt, was zu essen, bevor wir die erste Tour mit Christian, unserem Guide für Kirindy machen. Unter den Baracken, nahe der Küche, schleicht ein Fossa rum. Er trägt einen Sender, damit sein Verhalten erforscht werden kann. Ich beschließe mein Zebu mit ihm zu teilen, um ihn vor die Kamera zu locken. Er ist denn auch gleich ganz mutig, mutiger als ich. Als er immer näher kommt, wird mich doch etwas mulmig und ich halte gebührenden Abstand. Fossa sind die einzigen Raubtiere Madagaskars. Sie sehen wie eine Mischung aus Hund, Luchs & Katze aus. Nicht wirklich sympathisch aussehende Tiere.
Danach Schuhe an und erst mal wieder Autofahren. Nach etwa 2 km werden wir abgesetzt und laufen mit Christian los. Bäume gucken ist angesagt und nach einiger Zeit sehen wir auch den ersten schlafenden Lemur in einer Astgabel hängen. Es ist schon ganz nett schwierig die Tiere zu sehen, denn unsere Augen sind einfach nicht darauf trainiert.
Nach einiger Zeit treffen auf eine kleine Herde braune Lemuren, etwa zwölf Tiere, die laut schimpfend an uns vorbeiziehen. Es gibt einige Vögel zu sehen und dann informiert uns Christian, dass seine Bekannte Larvensifaka beobachteen, die einen Sender tragen, damit sie jederzeit geortet werden können. Auch die Sifakas sind Forschungsobjekte im Nationalpark. Also nicht wie hin. Es sind neun Tiere, ein Weibchen hat ein Junges. Wir erfahren, dass Frauen bei den Sifaka das Sagen haben.
Zurück am Camp haben wir erst mal eine kleine Siesta. Aber die wird lautstark unterbrochen von einer ganzen Meute brauner Lemuren, die über die Bungalowdächer jagt. Achim hat keine Chance mehr sein Schläfchen vor dem Bungalow zu vollenden. Er zieht den Fotoapparat und geht hinterher. Ich natürlich auch!
Die Lemuren sammeln sich ganz aufgeregt am Dusch- und Klohäuschen und ich tue ihnen den Gefallen und öffnet den Wasserhahn ein wenig – schon traut sich der erste Mutige herunter. Dann gibt es etwa 20 Minuten lang einen Wasserpfützen-Trink-Spaß. Ich filme die Kerle mal, damit man sieht, welchen Spaß die Lemuren haben. Dann verschwinden sie genauso schnell, wie sie gekommen sind.
Inzwischen war es dunkel geworden und wir brachen zusammen mit Christian auf zur Abendexkursion. Bewaffnet mit allerlei Leuchtgeräten durchkämmten wir den Wald und sehen diverse Mausmakis unterschiedlicher Größe, für die dieser Trockenwald berühmt ist und am Boden im Laub sowas ähnliches wie ein Gecko oder Eidechse oder Salamander oder eine Mischung aus alledem. Gegen Ende konnten wir sie sogar selbst entdecken. Die Lemuren zeigte nur ihre grün leuchtenden Augen, mehr nicht. Nach etwa 6 km Fußmarsch trafen wir wieder auf Sebastian und das Auto.
Ich war durchgeschwitzt und durchgefroren und schlang nur noch meinen Tomatensalat runter, bevor ich Achim mit seinem Hähnchen, dem sie mittags den Hals umgedreht hatten, allein liess. Auf eine Dusche hatte ich mich gefreut, war aber nix, weil immer noch keinen Strom. Also bemühte ich den Einmal-Waschlappen und das Rinnsal, das aus dem Wasserhahn kam und wusch mich notdürftig. Es war echt kalt geworden und so schlüpfte ich schnell in meinen Schlafsack und fror schon mal bis Achim kam. Und fror weiter und fror und wachte auf und fror weiter bis zum Frühstück und noch etwa 1 Stunde lang im Auto.