2016AsienSriLanka

Nilaveli

Die Fahrt von Jaffna nach Trincomalee an der Ostküste ging die ersten 140 km wieder entlang der Bahnlinie bis an die Abzweigung nach Trincomalee. Während der Fahrt haben wir erzählt, dass Julian wegen seines PJ nach Galle kommen wird. Dadurch kamen wir auf Krankenhaus und Christy erzählte, dass seine Frau nach der Geburt seines ersten Sohns beinahe gestorben wäre. Die Geburt wurde per Kaiserschnitt gemacht, da das Kind falsch lag. Irgendwie hatte er das Gefühl sich um seine Frau kümmern zu müssen und wartete vor dem OP Saal. Seine Frau wurde rausgeschoben und atmete schon auf dem Weg zurück ins Zimmer sehr schwer, zuckte mit den Armen. Kurz es ging ihr sichtlich schlecht. Obwohl Christy sich mehrfach bei der Ärztin und den Schwestern beschwerte, passierte nichts. Er drängte ihr Sauerstoff zu geben, das wurde erst nach langem Zögern gemacht. Seiner Frau ging es immer schlechter, sie lief blau an. Christy wurde jetzt wütend und drängte sie zurück in den OP zu bringen. Er machte es schliesslich selbst und die Schwestern waren unfähig, die Sauerstoff-Beatmung während des Transports in den 500 m entfernt gelegenen OP-Trakt zu erhalten. Als seine Frau wieder in den OP kam, wurde sie ans EKG angeschlossen und Christy musste mit ansehen, wie es zum Herzstillstand kam. Sie wurde zwar mit einer Maske beatmet, aber offensichtlich wurde nur halbherzig eine Herzdruckmassage gemacht. Die Ärzte standen hilflos daneben, unfähig die Situation zu managen. Christy stand neben seiner Frau und begann zu beten und schlug ein paar Mal auf den Brustkorb seiner Frau, weil er dachte, sie darf mich nicht verlassen. Nach dem 3. Schlag fing das Herz wieder an zu schlagen. Seine Frau wurde noch 2 Stunden künstlich beatmet, bis sie wieder so stabil war, dass sie den OP verlassen konnten. Später erfuhren sie, dass während dieser Zeit 24 Frauen nach einer OP gestorben sind. Der Anästhesist hatte Fehler gemacht und wurde später entlassen.

Durch diese Erzählung wurde die Fahrt sehr kurzweilig. Unterwegs bemerkte Karin, dass eine Toilette ganz nett wäre und so fing Christy an nach einem Restaurant mit Toilette zu suchen. Es gab aber weder an der Strasse, noch in den Dörfern irgendeine Möglichkeit und hinter den Busch zu gehen, wollte er Karin nicht antun. Das Gebiet, in dem wir uns befanden, war muslimisch. Christy fragte an einem Kiosk, ob Karin die Toilette im Haus benutzen dürfte. Nach etwas Zögern, ging die Frau mit Karin hinter das Haus, wo sich das Stehklo befand. Als Christy dann fragte, ob er es auch benutzen dürfte, erfand sie eine Story mit einem bissigen Hund, der nur von einem Mann im Zaum gehalten werden könnte. Da kein Mann da sei, erklärte die Frau, könnte er hier nicht aufs Klo gehen. Christy war über dieses Verhalten ziemlich erbost. Aber nach fünf Minuten Weiterfahrt fand sich eine Tankstelle samt Toilette und da bekam dann Christy seine Chance.

Nach der ersten quartiersbeschau packen wir unsere badesachen und erkunden kurz die gegend. Das divecenter ist grade nebenan, also nix wie hin und einen tauchgang für morgen früh ausgemacht. Es wird sicher nichts aufregendes werden. Sie fahren nur ein stück raus und die maximale tiefe ist etwa 13-14 m. Aber wir haben schon in niedrigerem wasser verrückte sachen gesehen. Für eine ausfahrt zum nationalpark pigeon islands brauchen sie ein ticket und das ist wohl ziemlich teuer.
Dann das erste bad im indischen ozean….plansch, plansch. Das wasser ist ein bisschen kühler als die luft, schätze mal so 28-30 grad und flach. Es geht auf superweichem sand recht weit raus und als wir uns dann in die platte see werfen bemerken wir nach ein paar minuten, dass es uns ziemlich schnell rauszieht. Also dümpeln wir wieder an den strand und legen uns unter eine palme zum relaxen.

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Nach einiger zeit sehen wir, dass eine gruppe von fischern an einem langen seil zieht. Alle paar meter steht einer, mit einem gurt um den bauch an dem ein seil befestigt ist und zieht. Begleitet wird die ganze aktion von einem lauten, immergleichen ruf eines alten mannes, der wohl die ganze meute anfeuert. Der letzte macht aus dem ankommenden seil schöne kringel, damit sich auch ja nix verheddert. Wir folgen dem seil und sehen, dass es in einem bogen im meer gespannt ist, oben dran schwimmen styroporkugeln und etwa 50 m weiter oben am strand steht auch eine gruppe, die dasselbe tut. Haarscharf geschlussfolgert: die haben ein schleppnetz im halbkreis ausgebracht und nun holen sie gemeinsam ihren fang ein. Von anderen leuten erfahren wir, dass das ganze wohl noch mindestens ne stunde dauert, also hat achim viel zeit, um seinen fotoapparat zu holen. Ab da ist er beschäftigt, die irrsinnigsten bilder von den wettergegerbten, runzligen, meist fast zahnlosen gesichtern der männer zu schiessen. Der alte schreit sich die seele aus dem leib, wir erfahren, dass er 85 jahre alt ist, er kann nur noch gebückt vorwärts humpeln, aber ist der chef und antreiber von allen. ich hätte schon lange keine stimme mehr, aber er ist es wohl gewohnt.

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Über dem netz kreisen krähen und möven und  weisskopffischadler- alle wollen etwas abhaben.  Während der nächsten zwei stunden haben sich einige touristen eingefunden, manche männer helfen sogar mit. Die spannung steigt, das netz kommt immer näher, die möven jagen immer wieder ins wasser und klauen eine hochspringende sardine, hunde jagen die krähen weg, die krähen machen ihrem namen alle ehre und schreien mächtig rum und dann endlich wird das netz an land gezogen. Hunderte von kleinen sardinen hüpfen hin und her, dazwischen schnappen ein paar grosse falterfische verzweifelt nach luft und auch ein kugelfisch hat sich in die falle begeben. Ich mag gar nicht mehr hinschauen, lieber mag ich die fische im wasser beobachten. Wahrscheinlich werde ich doch noch eines tages zur vegetarierin.

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Die Enkelin ?? eines der Fischer

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Lohn von 20 Fischern nach mehr als 2 Stunden Arbeit

Dann werden die fische aus dem netz rausgeholt und auf einen haufen auf den sand geworfen und dann heisst es aufpassen und krähen verscheuchen. Alles in allem haben sie sicher zwei bis drei stunden gebraucht und schliesslich muss das netz ja auch wieder irgendwie aufgewickelt werden……..und ich dachte schon, es würde ein langweiliger, ereignisloser nachmittag werden……

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