2. Februar 2018 – Orchha – Von Geiern und Prinzessinnen
Früh aufgestanden, um den Zug zu bekommen, der um 8 Uhr losfahren sollte. Noch schnell ein Bild vom Hotel bevor wir abfahren.
Am Bahnhof war schon ganz schön was los.
Der falsche Zug fährt ein, alle Fenster vergittert, wie das in Indien so üblich ist.
Die Fahrplananzeige mal in Hindi und dann doch noch in für uns lesbarer Form.
Sitzt da doch tatsächlich ein Eisvogel auf einer der Hochspannungsleitungen im Bahnhof. Schade, hatte das falsche Objektiv aufgeschraubt. Kurz darauf war er leider weggeflogen.
Karin steht da mit unserem Gepäck und der Repräsentant unser Reiseorganisation lässt es sich nicht nehmen, bei uns zu stehen, bis wir einsteigen. War nett, aber er sprach leider nur wenig englisch. 15 Minuten Verspätung, nicht viel für Indien, wie wir erfahren.
Unser Zug kommt …, ein Gepäckträger hilft beim Einladen (100 Rupies Trinkgeld).
Keine vergitterten Fenster und ganz normale Sitze. Es gibt gratis Essen und Getränke, super Service.
Am Bahnhof viele europäische Touristen und eine chinesische Reisegruppe. Wir setzen uns auf die reservierten Plätze, als schon 2 Chinesinnen meinen wir würden auf ihren Plätzen sitzen. No chance, wir sitzen richtig. Später stellt sich raus, dass die Gruppe im falschen Abteil eingestiegen ist. Also alle wieder raus aus dem Abteil.
Uns gegenüber sitzt ein junger Mann, 17 Jahre alt, spricht sehr gut English und wir unterhalten uns ziemlich lange über Indien, Deutschland, Umweltverschmutzung, …. War auf eine Schule der Armee, von denen bekannt ist, dass sie sehr gut ausbilden. Er träumt von einer Karriere bei der Armee, sein Vater ist Armeeoffizier. Er fährt gerade zu dem Auswahlverfahren der Anwärter, das 5 Tage dauert. Von 100 Bewerbern werden nur 6-8 genommen, manchmal gar keiner. Die Armee hat in Indien eine sehr großes Ansehen, und es ist eine Ehre aufgenommen zu werden. Er weiß viel über Geschichte, selbst der Geschichte von Deutschland. Fragt uns, ob wir Hitler mögen, viele Leute hier bewundern Hitler als großen Deutschen. Und sie lernen wohl viel in der Schule über unser Land.
In Jhansi, schon wieder eine Stadt mit 3 Millionen Einwohnern, steht schon ein älterer Herr mit unserem Namen auf einem Schild vor dem Zug, er begleitet uns zum Auto. Dort wartet ein sympathisch aussehender junger Mann namens Mantree (33 Jahre alt, verheiratet, eine Tochter 6 Jahre alt und ein Sohn 2 Jahre alt, das 3. Kind ist unterwegs). Er wird die nächsten Tage unser Fahrer sein. Er spricht besser englisch als Satnam, aber es gibt immer noch Missverständnisse. Wir müssen uns noch sprachlich aneinander gewöhnen. Nach etwa 30 Minuten Fahrt kommen wir am Hotel in Orchha an, Hotel Raj Mahal Palace. Auch hier wird gerade für eine Hochzeit aufgebaut, die aber glücklicherweise erst morgen stattfinden wird. Im Moment kommen Hochzeitsgäste mit riesigem Gepäck an.
Wasser im Pool leider kalt und ziemlich trübe. Da wollen wir nicht rein.
Um 14.30 Uhr fahren wir ins Dorf, Orchha hat nur 10000 Einwohner, dafür aber 2 grosse Paläste aus dem 16. Jahrhundert und einiges mehr zu bieten. Unser Stadtführer zeigt uns die Paläste, die zwar von einem Moslem, dem Mogulherrscher Jahangir gebaut wurden, aber anschliessend von Hindu-Fürsten benutzt wurden. Daher eine Mischung aus Islam und Hindu, sowohl in der Bauweise als auch in der Symbolik. Jahangir hat nach 22 Jahren Bauzeit nur einen Tag in diesem Palast verbracht.
Die kleine Prinzessin mit ihrer Mutter vor dem Eingangstor zum Palast, die Tore sind 400 Jahre alt und aus Teakholz. Das Teakholz wächst in einem nahe gelegenen Teak-Wald.
Teilweise gut erhaltene Decken- und Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert.
Orchha liegt an dem Fluss Betwa, der sehr gutes Wasser hat. Beinahe idyllisch am felsigen Flussufer liegen die weitgehend gleich gestalteten Memorialbauten (chhatris) über den Verbrennungsplätzen der Rajas von Orchha. Uns fallen gleich grosse Vögel auf, die um die Bauten herumfliegen. Es sind Geier, die sich von Aas aus dem Teakwald ernähren.
Da musste ich einfach ein paar Bilder aufnehmen.
Obwohl ja das schon wieder der zigte Palast ist, sind wir doch wieder begeistert, welche Wirkung diese Bauten haben. Es tummeln sich mit uns noch ein paar wenige andere Touristen. Laut wird es eigentlich nur, wenn eine Gruppe Chinesen oder diese kleine Prinzessin vom Beitragsbild unterwegs sind. Achim hat sie zuerst fotographiert, aber auf seinem Display konnte sie nichts erkennen und so zog sie laut maulend von dannen. Dann sass sie auf diese Kanone, das war meine Chance. Sie inszenierte sich, ich drückte ab, sie konnte sich auf dem Handy erkennen und alles war gut. So klein, aber sie wusste ganz genau, wo es lang geht. Ein Hanuman-Langur modelte auch für uns. Majestätisch sass er auf einem Stein und liess sich von allen Seiten fotografieren, vor allem seine Pfotenhaltung faszinierte mich.
An den chhatris leben auch eine ganze Menge bunter Papageien.