14. Juli 2023 – Olomouc (dt. Olmütz)
Heute Nacht hat es geregnet und leicht gewittert, aber wir haben ja gelernt… Markise und Stühle drin, also kann nichts passieren und ich musste auch nicht nach unten flüchten 🤣. Eine Dusche, in den in die Jahre gekommenen Sanitäranlagen, kostet 20 Kronen und nach mehrmaligem Anlauf- erst ohne Geld, dann das falsche, kann ich ausgiebig unter den guten Wasserstrahl stehen. Frühstück fand hinterm Bus statt, der einzige Platz, an dem es Schatten gab. Nach Abwasser entleeren und Frischwasser tanken, fahren wir um halb elf los. Unterwegs sehen wir mehrere Dächer, die mit Schilf gedeckt sind, ansonsten sieht man, dass es hier noch keinen Platzmangel gibt. Jedes Haus hat einen riesigen Vorgarten, fast alle bauen Gemüse an und haben Obstbäume ums Haus. Alles sehr ländlich hier. Die Getreideernte auf den riesigen Feldflächen ist in vollem Gange und die weissen Stroh- und Heuballen liegen manchmal auf den Feldern rum, als ob Riesen damit gespielt hätten. Inzwischen habe ich auch herausgefunden, welche komische Getreideart hier wächst. Lange Schoten als Rispe am Stengel. Dachte erst, es ist Soja, es ist jedoch Winterraps. Vielleicht kann ich mal ein Foto davon machen. Unsere nächste Station ist Olmütz, auf tschechisch heißt es Olomouc, die wir über die Strecke durch Vyškov anfahren. In Vyškov fahren wir auf die Autobahn. Statt einer Einfädelspur bin ich sofort auf der rechten Fahrbahn und es kommt fast zur Kollision mit einem PKW, der gerade schnell an uns vorbeigeflitzt ist. Ich habe den PKW nicht gesehen und war zum Glück noch ganz auf dem Seitenstreifen. In größeren Städten sehen wir viele bekannte Namen deutscher Markenketten: Kaufland, Bauhaus, dm, Penny, Lidl, Deichmann, Obi, Hornbach, …. Man fühlt sich fast wie daheim. Wenn man so durch Tschechien fährt, hat man fast das Gefühl in Deutschland zu sein – Wald, Weizen- oder Rapsfelder, kleine Dörfer. Aber die Bausubstanz in den Dörfern ist nicht ganz so gut wie in Deutschland. Die Parkplatzsuche gestaltet sich schwierig, deshalb entscheiden wir uns, zu dem nahe gelegenen Campingplatz “Resort Krazna Morava” zu fahren. Man steht auf mit Gras überwachsenem Split und hat einen recht guten Sanitärtrakt gleich nebenan. Es gibt auch ein nettes Bistro, an dem man bis 21 Uhr Essen und Getränke bekommt. Eine Kindergruppe, die hier Ferien ohne Eltern macht, wird gerade abgefüttert. Wir melden uns an (Rezeption sieht geschlossen aus, aber die Türe ist geschlossen, da der Raum klimatisiert ist). und essen erstmal was, da sich bei mir schon ein kleines Hüngerchen einstellt. Die Speisekarte ist kaum zu verstehen. Selbst der Google Übersetzer ,mit dem man ein Bild vom Text macht und der dann die Übersetzung direkt anzeigt, versagt bei diesem handgeschriebenen Text. Keine englische Erklärungen, aber der junge Mann am Kiosk kramt in seinem Schulenglisch und so bekomme ich eine Pizza mit Käse und Achim eine Wurst mit Pommes. Für Vegetarier ist hier kein Schlaraffenland, alles ist sehr fleischlastig und das gute Gemüse, dass es eigentlich überall gibt, findet kaum Anwendung. Schade eigentlich 🥴. Ach ja, und man erklärt uns, dass man eine bestimmte Telefonnummer anrufen soll, damit sich die Schranke öffnet, wenn man rausfahren will – für uns ein Novum.
Wir satteln die Räder und fahren die zwei Kilometer zur Altstadt von Olmütz. Es ist echt krass, die gesamte Innenstadt besteht aus den tollsten Häusern, riesig und dezent farbig bemalt und klassizistisch verziert mit viel Stuck und vor allem unversehrt. Wir radeln so ziemlich durch alle Gassen und Strassen und fahren in einem sehr schönen Park um die Altstadt herum. Ein großer Teil von Olmütz liegt noch hinter einer hohen Stadtmauer, aus der sogar eine Wasserfall entspringt. Schließlich landen wir in einem total angesagten Hostel Café Kneipe (Long Story Short Hostel) und nehmen dort zum ersten Mal einen Espresso Tonic ein. Super Getränk, alle ausser uns, werden es kennen und wir jetzt auch😎😎😎. Tonic Wasser, Rosmarinsirup und Kaffee geschichtet, schmeckt total lecker !
Noch ein paar Impressionen aus der sehr schönen Innenstadt. Die Dreifaltigkeitssäule in der Mitte des Platzes ist der Grund für die Aufnahme ins Weltkulturerbe der UNESCO.
Am Kunstmuseum hangelt sich ein Mann mühsam an der Aussenfassade entlang, er stöhnt lautstark immer mal wieder vor Anstrengung. Viele Leute bleiben stehen und beobachten ihn. Es dauert einige Zeit, bis allen klar ist, dass es sich um eine Puppe handelt, deren Bewegungen ziemlich echt sind.
Wir radeln nochmal durch die Altstadt und informieren uns, was heute Abend auf dem großen Platz, wo sie lauter rote Liegestühle aufgestellt haben, geboten ist. Es werden zwei gratis Konzerte angeboten, das werden wir uns natürlich nicht entgehen lassen🤣. Wir fahren abends nochmals in die Stadt – natürlich sind alle Liegestuhlplätze schon besetzt. Wir sitzen daher auf den Stufen eines Ladengeschäfts. Petr Vondracek ist ein Schauspieler, als Moderator im Fernsehen ist er in Tschechien recht bekannt. Er singt Elvis Presley Songs ziemlich gut. Die 2. Gruppe singt Karel Gott Schlager und wir beschliessen, dieses Konzert abzubrechen, da der Umbau doch einige Zeit in Anspruch nimmt.