2023EuropaTschechien

15. Juli 2023 – Ostrava (dt. Ostrau)

Am Morgen fahren wir weiter nach Ostrava (ca. 95 km). Wir steuern direkt zum Landek Park, laut CamperContact, die einzige Camp-Möglichkeit in der Gegend. Wir finden eine Wiese am Rande von Tennisfelder und Squashplätzen vor. Toller Stellplatz unter hohen Bäumen, die bei der heutigen Hitze von 32 °C etwas Schatten bieten. Zur Bezahlung muss man sich auf der Webseite des Parks einloggen, dort reservieren und gleich online bezahlen. Erst finden wir nur die tschechische Oberfläche, als es dann zur Reservierung geht, ist aber auch eine deutsche Version verfügbar, so dass es doch irgendwie geht. Ausser uns war nur ein tschechisches Wohnmobil da, im Laufe des Abends kommen aber doch noch einige Camper hinzu.

Ostrava ist das tschechische Pendant zum Ruhrgebiet. Ab der Entdeckung von Steinkohleflözen um 1763 entwickelte sich das Nordmährische Industriegebiet zu einem bedeutenden Bergbau- und Schwerindustriegebiet. Bis weit ins 20. Jahrhundert war die Stadt einer der industriellen Motoren der Tschechoslowakei, war aber deshalb auch von massiver Umweltverschmutzung und -zerstörung betroffen. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks fielen aber auch die Absatzmärkte für Ostrauer Kohle und Stahl weg. Die Region macht nun einen Strukturwandel durch, der sich aber schwierig gestaltet, weshalb die Arbeitslosigkeit weit über dem Landesdurchschnitt ist. 

Direkt am Stellplatz beginnt ein Radweg, der zig Kilometer an der Oder entlang verläuft. Wir fahren trotz der Hitze während der Mittagszeit diesen Radweg ca 15 km entlang und finden einige Highlights an der Stecke zu den Witkowitzer Eisenwerken, einem Industriedenkmal im Stadtteil Vítkovice. Seit der Stilllegung wurde es teilweise zum Museum und Kulturzentrum umgenutzt.

Auf den Tragseilen einer Versorgungsleitung, die über die Oder gespannt ist, sitzen Hunderte von Möwen und schauen alle in die gleiche Richtung – warum wohl ?

Als wie an den Eisenwerken ankommen, wird gerade für ein großes Musikfestival aufgebaut, das nächste Woche stattfinden wird. In der Glasfassade spiegelt sich das Eisenwerk wider. Überall wurden Bühnen und Zelte zum Getränkeausschank aufgestellt. An einer Stellwand waren die Plakate der letzten 20 Jahre angeheftet. Beeindruckende Auswahl an Pop-Ikonen, die bei “Colours of Ostrava” schon aufgetreten ist. Es werden wohl mehr als 50 000 Besucher erwartet, dementsprechend ist der Aufwand.

Einige Impressionen des 1998 stillgelegten Werks.

Wir besuchen auch ein Museum, das direkt neben dem Eisenwerk steht. Gezeigt werden verschiedene Roboter (z.B. Farmbot, ein Roboter, der Hochbeete bepflanzt und bewässert) und Bioreaktoren. War eher etwas für Schulklassen, aber im Museum war es klimatisiert und man konnte sich etwas abkühlen.

Auf der Rückfahrt versuchen wir das Zentrum von Ostrava zu finden. Gestaltet sich gar nicht so einfach, wir orientieren uns an den Kirchtürmen. Lobend erwähnen muss man das sehr gut ausgebaute Radnetz. Wir finden schließlich das Zentrum, aber zu Karins Enttäuschung sind alle Läden am Samstag Nachmittag geschlossen, die Innenstadt ist weitgehend menschenleer. Angesichts der Hitze zwar verständlich, aber schon etwas seltsam. Wir setzen uns in eine Eisdiele und trinken einen Eiskaffee und einen – nein zwei – Espresso Tonic. Unterwegs kommen wir am Freibad vorbei, da gab es nur noch Stehplätze. Zurück am Camp benutzen wir unsere Aussendusche zum Abkühlen und gegen 18 Uhr essen wir in dem Restaurant, das dem Camp angeschlossen ist. Ich einen Kimchi-Burger und Karin Pommes mit Krautsalat. Für Vegetarier und Antialkoholiker gibt es hier so ziemlich nichts. In der Dämmerung summen viele Moskios um uns herum, Zeit ins Bett zu gehen.

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