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16. März 2024 – Überquerung des Polarkreis

Die Nacht verlief ziemlich unruhig. Das Schiff legte mehrfach an und dabei gab es stets laute Geräusch, die einen immer wieder aufweckten. Schliesslich half um 1:30 Uhr nachts nur noch ein Schnipsel Schlaftablette. Ich wachte dann vom Wecker um 6:45 Uhr auf. Heute sollten wir zwischen 7:30 und 8:30 Uhr den nördlichen Polarkreis überqueren und das wollten wir nicht versäumen. Also duschen und rauf auf das Deck. Im Vergleich zu gestern hatte sich die Umgebung deutlich verändert. Auf den Bergen lag Schnee und als wir auf das Deck raustraten, stürmte und schneite es. Der Höhepunkt des Schneefalls war genau in dem Moment, als das Schiff die Schäre passierte, auf der der Polarkreis-Markierungsstein aufgestellt war. Während der Markierungsstein backbords vorbeizog, fuhr das Schiff auf der Steuerbord-Seite an einer bewohnten Insel vorbei. Von der Ferne sah es so aus, als ob an 2 Stellen ein Gletscher ins Meer führte. Die Betrachtung der Fotos zeigte, dass es wohl verschneite Felder waren.

Das Wetter änderte sich minütlich, mal schien die Sonne, dann zogen dicke Wolken vorbei, dann schneite es und schon sah man wieder irgendwo die Sonne durchkommen. Um 10 Uhr legte das Schiff für 10 Minuten in Ørnes an. Im Sommer wohl ein nettes Dorf mit etwas mehr als 1000 Einwohnern, jetzt bei Schneefall wie ausgestorben.

Wir gingen frühstücken. Um 10:30 Uhr gab es ein Treffen auf dem 8. Deck, um Denjenigen zu küren, der den Zeitpunkt am besten vorhergesagt hatte, an dem das Schiff den Polarkreis überquert. Natürlich wurden zuerst die Looser bestraft, die den Zeitpunkt völlig falsch geschätzt hatte. Sie wurden als “Schande für Australien” denunziert und bekamen als Erste die Polartaufe, einen Schöpflöffel eiskaltes Wasser über den Nacken in die Kleider geleert. Dann kam die Siegerin, die den Zeitpunkt nur um 6 Sekunden verfehlt hatte. Sie bekam als Geschenk die Havila-Flagge, die zum Zeitpunkt des Überfahrens geweht hatte mit einer Widmung des Kapitäns. Dann aber auch noch die Polartaufe. Trotz des eisigen Winds unterzogen sich noch viele Freiwillige (insbesondere eine Gruppe aus Australien) dieser Prozedur.

Währenddessen durchfuhr das Schiff einige spektakuläre Passagen, die wir vom Panoramadeck aus beobachteten.

Um 15:00 Uhr legte das Schiff in Bodø an. Sie ist die zweitgrösste Stadt Norwegens nördlich des Polarkreises (54000 Einwohner). Die Stadt wurde während des 2. Weltkriegs völlig zerstört. Wir zogen uns dick an und gingen bei “Sonnenschein” zu Fuss in die Stadt. Nach 15 Minuten waren wir im Stadtzentrum, das von vielen modernen Hotels geprägt war. In der Fussgängerzone gab es neben einigen Boutiquen viele Cafés und Kneipen. Bodø ist Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2024. Etwas höher gelegen war ein futuristisch aussehendes Rathaus und am Meer ein grosses Kulturhaus. Wir gingen noch durch das Glashaus, einer Art überdachtes Einkaufszentrum, und dann zurück zu Schiff. Auf dem Rückweg sahen wir noch eine Skipiste auf einem nahe gelegenen Berg. Nach 1:30 Uhr kehrten wir zurück und als das Schiff um 15:20 Uhr ablegte, schneite es stark.

Von Bodø ging es dann aufs offene Meer zu den Lofoten. In Stamsund wurden die Teilnehmer am Wikingeressen abgesetzt. Während wir gemütlich zu Abend aßen, fuhr das Schiff weiter nach Svolwær – Ankunft 21:20 Uhr. In Svolwær werden zwischen Januar und April die weltweit größten Kabeljaufänge an den Bänken der Lofoten eingefahren. Im Durchschnitt wurden zwischen 40 bis 50 Millionen Kilogramm pro Jahr gefangen. Im Winter sind die Straßen von Svolwær gefüllt mit Skifahrern, die zum Wintersportzentrum unterwegs sind. Eine hell beleuchtete Skiabfahrtspiste konnte man von Schiff aus sehen. Hier hatten wir fast eine Stunde Aufenthalt. Danach ging es durch den Raftsundet auf die andere Seite der Lofoten nach Stokmarknes. Wir blieben bis 23:45 Uhr auf dem Panoramadeck, denn es gab einen heissen Punsch und einen Griessbrei mit Zimt und Zucker. Wie sich nachträglich herausstellte, kostete der Becher lauwarmer Punsch schlappe 292 NOK (=25 €). Das war unserer teuerster Glühwein, ever.

Die hellen Stellen auf den beiden Nachtbildern waren die beleuchteten Skipisten in Svolwær. Das Wetter war verheissungsvoll für Nordlicht, denn die Sterne funkelten an einzelnen Stellen und die App zeigte 13 % Wahrscheinlichkeit für Nordlicht. Aber nach etwa einer Stunde ohne Sichtung von Nordlicht und null Durchblick im dunklen Fjord entschieden wir uns in unsere Kabine zurück zu gehen. Auf dem Weg zur Kabine setzte plötzlich heftiges Schneetreiben ein und damit wurde die Chance gleich null. Als schlafen.

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