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29. Juli 2023 – Polnische Sahara

Karin will nie wieder einen Stellplatz neben dem Sanitärtrakt. Morgens um 6 Uhr kommen die ersten Leute zum Geschirrspülen und unterhalten sich lautstark. Da sie oben im Aufstelldach schläft, hört sie das natürlich, also ob es direkt neben ihr wäre. Zudem hat heute Nacht eine Gruppe in einem Häuschen (Bild unten) mit sehr lautstarker Musik und Gegröhle neben uns gefeiert. Das ging bis etwa 1.30 Uhr morgens. Niemand hat sich beschwert oder die Leute zur Ordnung gerufen. Insgesamt also keine ruhige Nacht und Karin will schon um 7 Uhr aufstehen und frühstücken.

Wir wollen heute ein grösseres Stück Weg zurück nach Deutschland fahren. Allerdings geht das nicht so schnell, denn als die Autobahn aufhört, bildet sich ein langer Stau. Ursache sind 2 Verkehrsampeln. Als ich den Namen Łeba auf dem Schild sehe, beschliessen wir spontan abzubiegen und dorthin zu fahren. Łeba ist bekannt für den Słowiński Park Narodowy (dt. Slowinzischer Nationalpark), der seit 1977 UNESCO-Biosphärenreservat ist. Im Park kann man die größten Wanderdünen Mitteleuropas besteigen. Der Umweg nach Łeba beträgt 28 km. einfache Strecke. Das Wetter ist wider Erwarten sehr gut, purer Sonnenschein. Wir fahren zum Parkplatz am Eingang des Parks und bezahlen 8 PLN für uns beide als Parkeintritt. Hundert Meter weiter stehen kleine Elektrominibusse. Da erst jetzt auf einem Schild zu sehen ist, dass man zwischen 2 Möglichkeiten wählen kann – entweder 5,3 km einfache Strecke wandern oder auf die Touri-Beförderungsmittel steigen und anschliessend nur noch 1,8 km wandern. Logisch, dass wir die 2. Möglichkeit wählten (hin- und zurück 64 PLN für uns beide), denn wir wollten ja nicht den ganzen Tag hier wandern. Die Fahrt durch den Wald ist sehr erfrischend, Karin friert ziemlich. Wir haben ja keine Vorstellung gehabt, was uns hier erwartet. Dann wandern wir gemütlich bis zu den Dünen, unterwegs überholen uns Radfahrer. Hätten wir das gewusst, wären wir mit unseren Rädern gefahren. Am Ende des Wegs kommt der anstrengende Aufstieg durch den feinen Sand in voller Sonne zu Spitze der Düne. Oben hat man eine beeindruckende Aussicht aufs Meer, über die gesamte – teilweise abgesperrte Dünenlandschaft – und auf die beiden größten Seen des Parks, der Jezioro Łebsko (Lebasee), sowie der Jezioro Gardno (Garder See), die direkt mit dem Meer verbunden sind. Natürlich sind wir nicht die Einzigen auf der Düne – Kinder nutzen den Riesensandkasten um Purzelbäume zu machen und Erwachsene basteln Halterungen im Sand, um ein gelungenes Selfie zu schiessen. Ein Familie telefoniert per Whatsapp mit der Mutter und lässt sie live an der Besteigung teilnehmen. Zurück am Auto zahlen wir noch 30 PLN Parkgebühren.

Eine Seite der Düne besteht aus einem Wald abgestorbener Bäume, die mit Flechten überzogen sind. Karin entdeckt sofort einen Käfer, der sich in den Flechten versteckt hat. Am Parkplatz steht ein uriges Wohnmobil neben uns, toll was man alles machen kann. Dann geht die Fahrt weiter Richtung Usedom, unserem heutigen Ziel.

Kurz vor Koszalin beginnt es zu regnen, dann zu schütten. Man kann nur noch 30 km/h fahren, das Wasser staut sich auf der Strasse zu riesigen Pfützen. Aber immer noch überholen einige Autofahrer, als ob sie immun gegen Sterben währen. Karin, die heute den grössten Teil der Strecke fährt, ist gestresst. Im Auto versteht man kaum noch sein eigenes Wort. Das Navi kennt eine Abkürzung und leitet uns durch eine kleine Strasse. Problem nur, dass der Deckel einer Dohle vom Wasserdruck bereits angehoben und auf dem Wasser zu schweben scheint. Wir kommen gerade so daneben durch und stehen sofort vor einem Brückenbogen, der eng aussieht. Glücklicherweise passt unser Bus gerade so durch. Es schüttet bestimmt eine halbe Stunde. Wir beschliessen doch nicht mehr nach Usedom zu fahren, da wir nur langsam vorankommen und erst kurz vor 20 Uhr da wären. Als der Regen nachlässt, ergibt eine Suche in CamperContact, dass es rund um Rewal Campings gibt. Wir fahren hin und haben Glück, dass es am heutigen Samstag auf dem Camping Pomona im Seebad Niechorze (dt. Horst) noch einen Stellplatz für die Nacht hat. Das Wetter hat sich gedreht, jetzt herrscht wieder Sonnenschein und wir können mit den Rädern ins Dörfchen fahren, um etwas zu Essen. An der Rezeption empfiehlt man uns das Café Porto , in dem man gut Fisch essen kann. Wir fahren hin und wählen „Zander mit Pommes und Salat“ für 59 PLN = 13 € und „Tagliatelle mit Lachs“ für 39 PLN = 8,70 €. Schmeckt beides sehr gut. Der Sonnenuntergang am Strand ist obligatorisch und lässt auf eien schönen nächsten Tag hoffen. In einigen Kneipen spielt Livemusik und Drinks werden rauchend mit Trockeneis serviert. Es ist gut was los im Seebad.

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