2018AsienIndienIndien2018

15. Februar 2018 – Mumbai und Flug nach Hause

Unser Flug von Nagpur nach Mumbai mit der Fluglinie IndiGo wurde um eine halbe Stunde verschoben. Leider haben wir 15 kg Übergewicht (beim Gepäck versteht sich) und müssen pro kg 300 Rupien (4 Euro) berappen. Aber das wussten wir ja im Voraus und unsere Einkäufe in Indien verteuern sich dann halt ein wenig. Bei der Gepäckabgabe gab es deswegen etwas Aufenthalt, da wohl nicht so ganz klar war, wie man einen solchen Fall handhaben muss. So sieht der Wartesaal im Flughafen in Nagpur aus.

Der Abstand der Sitze bei IndiGo ist so klein, dass ich nur mit weitgespreizten Beinen sitzen kann. Zum Glück ist gegenüber eine ganze Reihe frei, ich darf wechseln und kann mich dann auf 3 Sitzen ausbreiten. Der Anflug zum nationalen Flughafen in Mumbai erfolgt vom Meer aus. Vom Flugzeug sieht man den langen Sandstrand und einen Slum.

Mumbai überrascht uns mit hochsommerlichen Temperaturen. Unser Gepäck kommt mal wieder fast als Letztes. Vor dem Flughafen erwartet uns ein deutsch-sprachiger Guide und ein Auto mit Fahrer.  Wir haben für den letzten Abend noch ein Hotelzimmer im Hotel Fariyas, damit wir nicht 14 Stunden am Flughafen rumhängen müssen. Allerdings liegt es 2 Fahrstunden vom Flugplatz entfernt im südlichen Teil Mumbais. Daher bietet es sich an, die Stadtrundfahrt auf dem Weg zum Hotel abzuhaken. Mumbai, die zweitgrösste Stadt Indiens mit 20 Millionen Einwohnern, überrascht uns auch wegen des gesitteten Verkehrs, kaum Drängler, alle warten an der Ampel.  Unterwegs gibt es nur einmal Stau, allerdings nicht wegen des Verkehrs, sondern weil Gaffer zuschauen wollen, wie sich eine Frau von einem Haus stürzen will. Selbst Mülltrennung und Biomülltonnen stehen rum, wir machen grosse Augen. So was haben wir in den 4 Wochen in Indien noch nie gesehen. Unser Guide beschreibt die Einwohner Delhis als respektlos in jeder Hinsicht, das sei in Mumbai anders. Eine lange Brücke führt übers Meer zu der Hauptinsel.

Wir fahren erst zur Wäscherei, das ist ein kleines Viertel mitten zwischen Hochhäusern, indem von Hand Wäsche gewaschen wird. Die Wäsche kommt von Hotels, Krankenhäusern, öffentlichen Einrichtungen, aber auch von Privatpersonen. Früher gab es die Wäscher-Kaste, aber das Kastenwesen hat sich inzwischen aufgeweicht. Heute kann dort jeder arbeiten. Krasse Gegensätze. In Mumbai leben 2 Millionen Leute in Slums. Dort lebt man aber keinesfalls kostenlos, sondern bezahlt für 20 Quadratmeter 60 -70 Euro !!! Wir wissen nicht, wie all die Leute das aufbringen. Mumbai ist die teuerste Stadt Indiens, je nach Viertel kostet eine 70-80 Quadratmeter Wohnung zwischen 1500 – 2000 Euro Miete.

Dann geht es vorbei am Hochhaus des reichsten Manns (Mukesh Ambani) in Indien, der dort nur mit seiner Familie wohnt und im 10. Stock eine Kuh hält, die er täglich füttert. Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach Ehrensache. Immerhin ist das Häuschen, Antilia-Gebäude genannt, unten herum begrünt. Dieser Teil ist übrigens die Garage. Wer es etwas genauer wissen möchte, kann nachlesen (Wikipedia).

Wir halten kurz an den hängenden Gärten, die sich als kleiner Park entpuppen und nichts Besonderes sind. An einer Stelle hat man einen guten Blick auf die Uferstrasse. Die Sandstrände sind leer, da Indien keine Badekultur hat. Niemand möchte braun werden (sind die meisten ja schon) und baden im dreckigen Meer ist auch nicht jedermanns Sache. Interessanterweise gibt es neben den Gärten eine Beerdigungsstätte der Parsen. Das ist eine Religionsgruppe, die in Indien ca 50000 Anhänger hat.  Viele Parsen begleiten hohe Positionen, Tata und Freddie Mercury waren z.B. Parsen. Nach dem Glauben der Parsen sind Feuer, Wasser, Luft und Erde heilig – um nichts davon zu beschmutzen, legen sie den Leichnam auf eine Plattform, von der Geier die Leichen fressen (Türme des Schweigens). Obwohl es in Mumbai keine Geier mehr gibt – Diclofenac hat sie mehr oder weniger ausgerottet (siehe früherer Beitrag) – erlaubt Indien, dass die Parsen diese Beerdigungsform mitten in Mumbai durchführen, Adler und Milane übernehmen jetzt den Leichenschmaus (im Bild sieht man sie kreisen). Weil sich mehr und mehr Leute über herabgefallene Leichenteile aufgeregt haben, nehmen die Parsen langsam Abstand von diese Sitte (interessanter Artikel im Spiegel). Im Iran sei die Sitte bereits verboten, erzählt unser Guide. Ausserdem war früher das Wasserreservoir, das unter dem Garten liegt, offen und die Leichenteile verseuchten das Wasser, es wurde deshalb überbaut.

Weiter geht es zur Victoria Station, ein alter Sackbahnhof, an dem täglich 2 Millionen Menschen mit dem Zug an- und abreisen. Der Bahnhof ist UNESCO-Weltkulturerbe.

In dieser Halle wurden Teile des Films „Slumdog Millionär“ gedreht. Zwischen 2 – 4 Uhr morgens ist der Bahnhof dicht und während dieser Zeit wurden die Szenen aufgenommen. In Indien war der Film kein Hit, sondern wurde als übertrieben angesehen. In den Zügen gibt es Abteile nur für Frauen. Aber Frauen können auch in die anderen Abteile sitzen, wenn sie wollen, nur die Männer nicht.

Unsere letzte Station war das „Gate of India“.  Das Bauwerk wurde zum Besuch von König Georg V. gebaut, der 1911 hier zum ersten Mal indischen Boden betrat. Strenge Sicherheitsvorkehrungen, da hier 2002 eine Bombe hochging. Allerdings wurde praktisch niemand wirklich kontrolliert. Gestern in der Mall in Nagpur  waren die Kontrollen strenger. Der Platz am Gate ist voller Touristen, vor allem Inder. Sie lassen sich gerne vor dem Bauwerk fotografieren.

Nebenan ist noch das Hotel Taj Mahal Palace, auf das 2008 ein Anschlag verübt wurde, bei dem es 239 Verletzte und 174 Tote gab. Das Hotel wurde 1903 im Auftrag des parsischen Industriellen Jamshedji Tata, einem der einflussreichsten Unternehmer seiner Zeit, gebaut. Er war wütend auf die Engländer, die an ihren Hotels Schilder aufgehängt hatten – Keine Inder, keine Hunde. Er liess dann ein Schild hinhängen „No Brits, no dogs“.

Wir fliegen morgen früh um 2 Uhr morgens zurück nach Paris (Ankunft 7.30 Uhr) und weiter nach Basel (Ankunft 10.20 Uhr). Lucas wird uns am Flughafen abholen. Heute erreichen uns Bilder aus dem verschneiten Steinen, ein Kälteschock erwartet uns. Bis auf eine Erkältung gab es keine gesundheitlichen Zwischenfälle während der Reise.

Die Fahrt zum Flughafen nachts um 22 Uhr dauerte nur 40 Minuten. Das Flughafen-Gebäude, nachts hell erleuchtet, ist ein architektonisches Meisterstück, sieht aus wie ein Nest, das auf Stelzen steht. Hab leider kein Foto davon, aber im Internet findet man eins. Schon am Eingang erwarten uns 2 hilfsbereits Damen, die unsere Bordkarten am Self Check-In Automaten ausdrucken. Klasse, dann könnten wir nur noch schnell unser Gepäck abgeben. Leider begreifen das jedoch die Leute, die die Gepäckabgabe organisieren nicht und müssen an einer längeren Schlange anstehen. Wir begreifen erst ziemlich spät, dass wir eigentlich in der anderen sehr kurzen Schlange hätten anstehen müssen. Und so kommt es, dass die nette Dame am Schalter unsere Bordkarten zerreisst und uns neue Bordkarten überreicht. Die moderne Technik könnte Zeit ersparen, wenn man sie nur begreifen würde. Na ja, wir hatten sehr viel Zeit bis zum Abflug und daher konnten wir es mit Gelassenheit hinnehmen. Nur noch schnell durch die Personensicherheitskontrolle und dann noch durch die Passkontrolle und schon waren wir im Abflugbereich. Dieser Flughafen ist wirklich gut konstruiert, denn man findet sich sofort zurecht und auch zum Abflugsgate. Das kann man leider vom Charles-De-Gaulle Flughafen in Paris nicht sagen. Dort muss man mit dem Bus von Terminal zu Terminal fahren und alles ist ziemlich unübersichtlich.

Das war unser Indien-Urlaub in diesem Jahr, es gibt keinen weiteren Beitrag. Dank an alle, die uns Kommentare hinterlassen oder Emails geschrieben haben, wir haben uns über jede Rückmeldung sehr gefreut.

Wir haben die Reise im Internet bei Vielfalt Indien geplant und gebucht. Sie wurde vor Ort von Royal Indian Voyages zu unserer vollen Zufriedenheit durchgeführt. Flüge ab Basel über Paris mit Air France haben wir selbst gebucht (Tipp: Air France, KLM und Delta haben Code Sharing und möglicherweise unterschiedliche Preise für den selben Flug).

Falls ihr eine Indienreise plant, können wir euch nur empfehlen, sie mit Fahrer und Auto durchzuführen. Ihr vermeidet unendlich viel Stress und könnt das Land geniessen. Auch die Stadtführungen haben uns sehr gefallen, denn alleine hätten wir niemals all die „kleinen“ Dinge erfahren oder gesehen. Sicher kann man die Sehenswürdigkeiten auch alleine anschauen. Aber in Indien ist es gut, wenn man durch die Guides vor all den Schleppern bewahrt wird, die sich auf jeden Touristen stürzen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.